: Kein Stern im Zentralen Bereich
■ Die „Negativ-Koalition“ gegen Daimler-Benz am Potsdamer Platz rauft sich zusammen / Protest auch aus Ost-Berlin / Demo und Besetzung des Potsdamer Platzes am 1. Mai
West-Berlin. Berlin - ein zweites Boxberg? Diese Wunschvorstellung geisterte Donnerstag abend durch das Schöneberger Rathaus, wo sich auf Einladung der AL -Abgeordneten Hilde Schramm rund 80 Personen aus verschiedenen Parteien und Organisationen zusammengefunden hatten, um gegen die Vergabe einer Option an Daimler-Benz auf ein „Filetgrundstück“ am Potsdamer Platz zu protestieren. Die Boxberger hatten nach jahrelangem Kampf eine Teststrecke von Daimler-Benz verhindert. So einmütig wie die Schwaben zeigten sich die Versammelten im Rathaus allerdings nicht: Die Motive für ihre Empörung reichten von der moralischen Verdammung des Rüstungskonzerns Daimler-Benz bis zur Kritik an der devoten Planungspolitik des Senats.
Durchgehend einig war man sich in einem Punkt: die Vergabe einer Option an Daimler-Benz muß verhindert werden. Auf den Tag genau 45 Jahre nach Kriegsende, am 8.Mai, soll über einen Optionsvertrag für den Rüstungskonzern im Senat abgestimmt werden - so ist es zumindest im ursprünglichen Zeitplan vorgesehen. Das Abgeordnetenhaus soll sich dann zwei Tage später mit dem Senatsbeschluß befassen. Für den 1. Mai rufen Bündnis 90 und die Grüne Partei zu einer Demonstration und zur Besetzung des Potsdamer Platzes auf.
Sichtlich perplex angesichts der städteplanerischen Gepflogenheiten im rot-grünen Senat zeigten sich zwei Vertreter der Ostberliner SPD. „Die Ostberliner SPD ist erstmal gegen eine Optionsentscheidung für Daimler-Benz“, erklärte Volker Hobrack, SPD-Kandidat für die Stadtverordnetenversammlung im Bezirk Mitte. Nach vier Jahrzehnten leidvoller Erfahrung mit der Stadtplanung a la SED habe man eigentlich das Planungsverfahren aus dem Westen ein bißchen kopieren wollen, „aber nicht die Nagelsche Art“. Wie lautstark sich die Genossen im Osten wehren, bleibt abzuwarten: Nagel ist bekanntlich nicht nur Bausenator in Berlin-West, sondern auch Wahlkampfmanager der SPD in Berlin -Ost.
anb
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