: Ausbruch aus Tegel
■ Ein Gefangener entkam per Auto / Der zweite wurde angeschossen und gestellt
West-Berlin. In der Haftanstalt Tegel ist es gestern morgen zu Schußwaffeneinsatz gekommen, als zwei 28 und 29 Jahre alte Gefangene versuchten, aus dem Knast zu fliehen. Der Gefangene AvrahamS. wurde am Oberarm getroffen und vor der Gefängnismauer gestellt, dem Insassen Andreas P. gelang es zu entkommen. Die Fahndung nach ihm verlief bislang im Sande. Andreas P. war im Juni 1988 wegen bewaffneten Bankraubs zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der Israeli Avraham S. verbüßte seit Februar 1989 eine siebenjährige Freiheitsstrafe wegen schweren Raubes. Nach Angaben der Justizpresstelle waren beide Gefangene in der Gärtnerei des Knastes beschäftigt. Dort hätten sie sich gestern morgen eine knapp fünf Meter hohe Steckleiter besorgt, die für Glasarbeiten bereitgestellt war. Unmittelbar nach Arbeitsbeginn seien sie um 7.30 Uhr über einen zweieinhalb Meter hohen Stahlzaun geklettert und nach 50 Metern über einen weiteren Stahlzaun, der den Innenbereich des Knastes umgrenzt. Dann seien sie zur Außenmauer gelaufen und hätten die Leiter neben einem Turm im toten Winkel angestellt. Als ein Beamter die Gefangenen bemerkt und gewarnt habe, seien die beiden Männer auf die andere Seite des Turms gelaufen und hätten die Leiter dort angestellt. Nunmehr habe der Beamte zwei Warnschüsse abgegegen. Dadurch sei die Wache auf dem anderen Turm aufmerksam geworden und habe ebenfalls einen Warnschuß abgefeuert. Von den beiden anschließenden gezielten Schüssen sei Avraham S. an Arm und Ohr getroffen worden. AndreasP. sei weitergelaufen, habe an einer roten Ampel an der Bernauer Straße eine Frau aus ihrem Auto gezogen und sei dann mit ihrem PKW davongebraust. Die Kripo habe die Ermittlungen aufgenommen. Avraham S. sei operiert worden und liege unter Bewachung in einem städtischen Krankenhaus. Wann in einer Berliner Haftanstalt das letzte Mal eine Schußwaffe eingesetzt wurde, wußte Justizsprecher Christoffel nicht zu sagen: „Das ist ewig her.“
plu
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