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Der Kanalarbeiter

■ Tele-Tips aus der Provinz

Stereoanlagen und Fernsehgeräte sind nicht die typischen Ausstattungen eines Schlafraums“, warnte kürzlich die AOK. Richtig. Es müssen nicht mehrere sein, ein einziger Fernseher reicht. Andererseits fordern die Krankenscheinheiligen auch nicht dazu auf, den TV -Apparat zu entfernen. Sie wissen schon, warum. Sprunghaft ansteigende Kosten für die Behandlung psychischer Defekte und der Früh- oder Spätfolgen des Alkoholismus kämen auf sie zu... Laßt uns also in elektromagnetischen Wellen baden und vielleicht am Samstag auf DFF verfolgen, wie eine kleine Meerjungfrau ihr angestammtes Element verläßt, weil sie sich in einen Prinzen verliebt hat, wobei sie fatalerweise draufgeht, wenn der Angebetete sie nicht mag. Ab 14.05 Uhr wird auf DFF 1 zurückgeliebt. Um 19.15 Uhr können per Television selbst häßliche Entlein, wenn sie N 3 und die Sendung Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im Sowjetland einschalten, an der Wahl der „Miss UdSSR“ teilnehmen. Sofern sie solches als erstrebenswert betrachten. Etwas zahm und zahnlos gerät dem impertinenten Karl Dall neuerdings sein Dall-As. Immerhin läßt die heutige Konstellation Dall vs. Konsul Weyer wiederum hoffen. Ich werde also um 22.00 Uhr mal bei RTLs reinschauen, zumal das Konkurrenzangebot 40 Jahre Hanns Dieter Hüsch (oder so ähnlich) der ARD ebenfalls die „Einschlafquote“ (K.Dall) anhebt. Ein Abend mit Klaus Hoffmann, angesetzt auf N 3 um 23.25 Uhr, wird unter der birkenstöckelnden Fangemeinde des Barden wieder wundstarrkrampfartige Verzückungsanfälle hervorrufen.

Sonntags tremoliert der Roland Kaiser der Alternativen dann auch noch um 17.50 Uhr in der Musikrevue von RTL. Mit seinem ungebremsten Mut zur Häßlichkeit hat ein sperriger Künstler wie G. Ringsgwandl dagegen weit weniger Erfolg bei schmachtenden Alternativgroupies und vergrüppelten Anbiedermännern der Handelsklasse weich und softig, die nur zu gern mit ihrem Bekenntnis zur Emanzipation hausieren gehen. Unter dem Titel Nix mitnehma widmet die ARD dem bayrischen Unikum um 16.45 Uhr knappe 15 Minuten. Mehr ist dem sonntagnachmittäglichen Kaffee- und Kuchenpublikum vermutlich nicht zumutbar. Mysterien des Grauens allüberall an diesem Wochenende, auch um 22.15 Uhr auf Tele 5, dort allerdings nicht in Gestalt sog. Liedermacher / Kabarettisten, sondern übergroßer Killerkakerlaken, die „mordend um sich greifen“. So ein Film kann doch, um den Kreis zur Einleitung zu schließen, nur im Bett genossen werden, so die rettende Decke sofort zur Hand ist, wenn's allzu grauslig wird...

Harald Keller

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