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Deutsche Post nimmt Kurs auf Postunion

Das Mammutunternehmen soll wie die Bundespost in mehrere Firmen aufgeteilt werden / Modernisierung und besserer Service angepeilt / Bei Geräten konkurrieren künftig mehrere Anbieter / Konzept „Telekommunikation 2000“ soll 100.000 Arbeitsplätze sichern  ■  Von Marion Fischer

Berlin (taz) - „Post verbindet“ heißt ein Werbeslogan der Bundespost. Mit einem breit gefächerten Modernisierungsprogramm will auch die Deutsche Post Leistungsangebot und -qualität auf (west-)europäisches Niveau bringen, um als attraktives Staatsunternehmen in die geplante Postunion mit dem BRD-Partner einzusteigen.

Heinz Schunke, Leiter der Hauptabteilung Postdienste (DDR) sieht für diesen Klimmzug finanziell künftig günstige Voraussetzungen. Es stehen Kredite in Aussicht; die im Bereich Telekommunikation erwirtschafteten Gewinne sollen zur Modernisierung des Telefon- und elektronischen Nachrichtennetzes der DDR eingesetzt werden, und die 250 Millionen Postpauschale aus der BRD wird für den eigenen Bedarf verwendet, statt wie bisher an den Staatshaushalt abgeführt zu werden. Auch bei der „Gelben Post“ wird mit steigender Qualität der Leistungen darüber nachgedacht, zu aufwands- und kostendeckenden Preisen zu kommen. Gibt es also bald kaum mehr 10- und 20-Pfennig-Biefmarken? Auch Heinz Schunke rechnet damit, daß im Tandem von Subventionsabbau und Leistungsangleichung (zum Beispiel werden dann Einschreib- und Paketsendungen wieder zugestellt) die Postgebühren allmählich auf BRD-Niveau klettern.

Wie im EG-Bereich, wird es voraussichtlich auch in der DDR zur Trennung des Mammut-Unternehmens Deutsche Post in selbständige Generaldirektionen für Postdienste, Telekom und Postbank kommen. Die spürbarste Modernisierung muß es dabei im Bereich Telekommunikation geben. Die wird sich nicht im Ersatz alter schwarzer und grauer Telefonapparate durch grüne oder orangefarbene Geräte erschöpfen. Wie Pressesprecher Horst Röth gegenüber taz erläuterte, will die Post am Nachrichtenbeförderungs- und Fernmeldenetzmonopol festhalten, jedoch bei Geräten, technischen Ausrüstungen und Bauaufträgen die Konkurrenz verschiedener Anbieter zulassen. Schon jetzt gilt die Faustregel, daß Telefonapparate, Funktelefone, Anrufbeantworter usw., die in der BRD zugelassen sind, auch bei uns nach Anmeldung bei der Deutschen Post betrieben werden können. Billig- und Fashionapparate, aus Hongkong oder Taiwan zum Beispiel, müssen jedoch nachgerüstet und einer Genehmigungsprüfung unterzogen werden. Was wird aus den 1,2 Millionen Anträgen auf einen Telefonanschluß, die seit 10 bis 15 Jahren nicht erledigt werden konnten? Wenn das Entwicklungskonzept „Telekommunikation 2000“ aufgeht, sollen bis 1995 diese Anschlüsse geschaltet werden. Bis dahin aber sind Millionen neuer Anträge zu erwarten.

Die wirklich bedarfsdeckende Lösung würde nur durch den rasanten Ausbau des Fernsprechnetzes mit Glasfaserkabeln, Richtfunklinien und digitalen statt analogen Vermittlungsstellen zu schaffen sein. „Telekom 2000“ sichert zunächst mit Großaufträgen und in Kooperation mit Siemens, SEL und Phillips 100.000 Arbeitsplätze in DDR-Betrieben und baut deren Marktpositionen durch Direktunterstellung des Kombinats Nachrichtenelektronik unter den Minister für Post und Fernmeldewesen aus. Um schnell auf Draht zu kommen, werden noch in diesem Jahr 18 Analog-Vermittlungscontainer und 25.000 Westmünz-Fernsprecher aus der BRD eingeführt.

Wie steht's bei für uns noch „exotischen“ Leistungen? Infrastruktur für mobile Funktelefone: Die wird zunächst auf Transitautobahnen und von dort in Ballungsgebiete hinein ausgebaut. Telefax: In der DDR sind zur Zeit 400 Geräte aus dem Westen angeschlossen. Mit der Bereitstellung einer größeren Anzahl zum Faxen soll ab 1991 ernst gemacht werden, so daß 1995 bis zu 15.000 Geräte am Netz sind. Auf das Doppelte schätzt man vorerst den Bedarf bis zum Jahr 2000.

Die Postbank stellt sich schnell auf die neue Zeit um. Seit Ostern bearbeitet sie Postanweisungen (bis 1.000 DM) und Zahlungsanweisungen (bis 20.000 DM) auch für Privatkunden und ermöglicht so den Versandhandel, z. B. für „Otto“. Man bekommt jetzt auch Bargeld von Sparbüchern der Bundespost in der DDR - zum jeweils geltenden Umtauschkurs in Mark der DDR. Heinz Schunke hält die baldige Währungsunion für zwingend. Im grenznahen Raum nutzen BRD- und Westberliner Großkunden die DDR-Billigtarife schonungslos aus. Nicht alle Manipulationen werden erkannt, so daß die Sendungen der Bundespost übergeben werden könnten.

Die DDR-Postdienste bauen ihre technischen Kooperationen mit kompatiblen Partnern, wie der AEG, aber auch kleineren westdeutschen Firmen auf und nutzen gleichzeitig die Angebote von Robotron, um die Sortier- und Beförderungstechnik auf international ansehnliches Niveau zu heben.

Die Bundespost stellte bereits 500 VW-Transporter und 30 Bahnpostwagen zur Verfügung. Für die Postangestellten soll das Arbeitserleichterungen aber nicht die Arbeitslosigkeit bringen. Viele Leute werden nach wie vor im Zustelldienst, in der Briefverteilung und im Paket- und Päckchenumschlag gebraucht, damit die Sendungen schneller den Empfänger erreichen.

„Es gibt viel zu tun,...“, könnte auch hier der Werbeslogan für einen sicheren Arbeitsplatz und hoffnungsvolle Postkunden heißen. Nur dürfen da nicht mehr viele Marktverluste, wie der des Pressevertriebsmonopols eintreten. Zahlreiche konkurrierende private Anbieter für Kurierdienste und sonstige Nachrichtenbeförderung sitzen schon in den Startlöchern.

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