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Nicht nölen , sondern handeln

■ Betr. „Schunge, da komms nich mehr müt“, 27.3.90

Von der Bremer taz - Kulturkritik bin ich bisher einiges gewohnt, vor allem Negatives, z.B. wurde an meinen künstlerischen oder - wie auch immer - Äußerungen noch nie ein gutes Haar gelassen. Das ließ mich aber bisher kalt, weil man zu konstruktiver Kritik nicht in der Lage war. Der Artikel von Sibylle Simon - Zülch zum ZDF - Städteturnier jedoch hat bei mir das Faß zum überlaufen gebracht. Ich bin nicht bereit, ihre Äußerungen unentgegnet stehen zu lassen. Sicher kann man sich über Klaus Wedemeier und das Bremen Video streiten, auch darüber, ob wir Kulturprogramm Akteure opportunistisch waren oder wie man vom subjektiven Geschmack her einzelne Programme fand. Auf das allerschärfste aber protestiere ich hiermit gegen eine derartige Aneinanderreihung von miesen und böswilligen Beschimpfngen gegen die Beteiligten! Ist es der Neid, nicht selbst einmal in eine größere Öffentlichkeit treten zu können, oder der Ärger, nicht mit beteiligt, gehört, einbezogen worden zu sein? Welch entscheidende Worte sind die über das „Massenfernsehpublikum mit seinem verachteten Geschmack“: Entlarvt sich hier nicht die ungeheure Menschenverachtung der S.S. - Zülch und ihr eigenes Aufschwingen zur kulturellen Herren - Rasse? Ihr Vokabular ist wahrscheinlich nicht weit davon entfernt.

Nur: Wie anders, wie besser machen?? Die Antwort läßt die Autorin nicht ohne Grund offen.: sie weiß es nicht! Wenn man's also selbst nicht drauf hat, sollte man tunlichst vermeiden, solche Töne zu spucken und einem Teil der Bremer Kulturschaffenden „mitten ins Gesicht zu furzen“.Vor allem dann nicht, wenn dabei platte Pauschalurteile statt inhaltlicher Kritik formuliert werden. Statt sich bei den Organisatoren zu informieren, werden Unwahrheiten verbraten, die von einem, selbst uninformierten, Akteur eingeholt wurden: z.B. über Gagen, die es angeblich nicht gab sowie über den Zeitpunkt des Engagements.Aber so kommt eins zum anderen: Unsachlichkeiten zu Uniformiertheit, , Voreingenommenheit zu Besserwisserei, ohne es tatsächlich besser zu wissen. Das ist für mich kein Weg!

Dagegen ist für mich und viele andere ein Weg, die Aufmerksamkeit, die wir in der Öffentlichkeit, bei der Senatsbehörde und bei Wedemeier erzielt haben, für unser aller Forderung nach einem wesentlich höheren Kultur - Etat zu nutzen, der eben nicht der sog. Hochkultur zugute kommt und nicht vor lauter Kurzsichtigkeit zu greinen wie S.S.-Z.! Die Chancen'das auch durchzukriegen, stehen gar nicht schlecht. Das bringt mich weiter. Derartige Artikel dagegen nicht.

Evelyn Gramel, 2800 Bremen

U-Satz:!!!!

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