piwik no script img

Atomschiff kollidierte mit Maisfrachter

Der Unfall in der Ostsee geschah bereits Mitte März, 40 Kilometer vor der Insel Rügen / Nicht einmal schwedische und dänische Küstenwachen informiert / Angeblich hatte die in Rendsburg registrierte „M/S Godewind“ diesmal keine Brennelemente für AKWs an Bord  ■  Aus Kopenhagen Reinhard Wolff

Ein Spezialfahrzeug für den Transport radioaktiver Stoffe ist bereits Mitte März in der Ostsee zwischen den Küsten Dänemarks und der DDR mit einem anderen Frachtschiff kollidiert. Doch erst jetzt wurde dieser Unfall bekannt. Das Schiff, die in Rendsburg registrierte bundesdeutsche „M/S Codewind“, wurde in der Vergangenheit mehrfach für den Transport von Brennstäben für schwedische AKWs und für radioaktiven Schrott aus der Bundesrepublik ins schwedische Studsvik eingesetzt.

Die Kollision geschah am 15. März in internationalen Gewässern etwa 40 Kilometer vor der DDR-Insel Rügen. Gegen 5 Uhr Morgens rammte die „M/S Godewind“ den zypriotischen Frachter „Natalia“, der mit einer Maisladung, bestimmt für den litauischen Hafen Kleipeda, unterwegs war. Beide Fahrzeuge wurden dabei beschädigt, die „Natalia“ so schwer, daß die Reparatur erst am 19. April abgeschlossen worden war. Weder die dänische noch die schwedische Küstenwache erfuhren von dem Unfall. Dies, obwohl die „Godewind“ den Behörden als Spezialschiff für radioaktive Transporte bekannt ist.

Neben der Versicherungsgesellschaft Lloyd's in London wußte bisher offensichtlich nur eine einzige Behörde offiziell von dem Unfall: Die bundesdeutsche Küstenwache in Kiel. Von dort kommt auch die Versicherung, die „Codewind“ habe zum Unfallzeitpunkt keine radioaktive Last an Bord gehabt, sondern 3.000 Tonnen Papier von Finnland nach London transportiert. Bei Lloyd's war hierfür keine Bestätigung zu erhalten. Dort war überhaupt keine Fracht registriert.

Marianne Lindström von der schwedischen „Volkskampagne gegen Atomkraft“: „Nach den Havarien des Atomschiffs 'Sigyn‘ zeigt der neue Unfall, wie gefährlich der Wasserweg ist. Wir sind mehrfach haarscharf an Katastrophen vorbeigeschrammt, nur weil die angeblich so sicheren Atomtransporter beim den Unfällen gerade keine strahlende Ladung hatten.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen