: In Abschiebehaft verprügelt
■ Ungar mußte nach Schlägen von Wachbeamten der Abschiebehaftanstalt Kruppstraße ins Krankenhaus eingeliefert werden / Die Innenverwaltung will den Fall überprüfen lassen
In den frühen Morgenstunden ist gestern ein 37jähriger Ungar in der Abschiebehaftanstalt in der Kruppstraße von Wachbeamten zusammengeschlagen worden. Dies berichteten mehrere Mithäftlinge der taz. In der Senatsinnenverwaltung wollte man sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorfall äußern. Innensenator Pätzold sei jedoch informiert, erklärte Pressesprecherin Grobecker, und habe eine Überprüfung angeordnet. Der Name des Mannes wurde mit Jeno Vigh angegeben. Warum er in Abschiebehaft genommen worden ist, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Nach Angaben von Mithäftlingen habe Vigh gegen 4 Uhr morgens mehrmals nach den Beamten „geklingelt“. Beim zweiten Mal habe ein Beamter die Zellentür geöffnet und erklärt: „Du kommst hier nicht raus.“
Als der Ungar erneut nach dem Wachpersonal läutete, sei er aus der Zelle geholt und von zwei Beamten mit den Fäusten und durch Fußtritte zusammengeschlagen worden. Man habe selbst dann noch auf ihn eingeschlagen, als er bereits am Boden lag. Wie die Augenzeugen weiter berichteten, habe man ihn dann in einen anderen Raum gezerrt und ihn dort weiter verprügelt. „Da haben wir dann nur noch Schreie gehört.“ Ein Zellennachbar erklärte, er sei gegen 4 Uhr morgens durch Schreie des Ungarn geweckt worden und habe dann durch das Fenster der Zellentür gesehen, wie Vigh von zwei Beamten verprügelt wurde. Gestern morgen seien dann Putzkräfte beauftragt worden, die Spuren zu beseitigen. „Der ganze Flur war voll Blut“, so ein Augenzeuge.
Mithäftlinge wiesen unbestätigte Informationen, wonach Vigh psychisch krank sei und deshalb von den Beamten als „gefährlich“ eingestuft wurde, zurück. Er habe sich völlig ruhig und normal verhalten. Nach Angaben der Alternativen Liste wurde Vigh zunächst zur Haftprüfung in die Gothaer Straße transportiert. Er sei dann jedoch aufgrund seiner Verletzungen in das Rudolf-Virchow-Krankenhaus gebracht worden. Vigh wird nunmehr von einem Anwalt vertreten.
anb
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