: CSU in deutsch-deutscher Klemme
Angst in der CSU vor gesamtdeutschen Wahlen / Die Strategen diskutieren Geheimplan / Auch ein bundesweites Antreten der CSU ist wieder im Gespräch / In der Partei herrscht Uneinigkeit über Vorgehen ■ Von Luitgard Koch
München (taz) - Die Angst geht um bei den Schwarzen in Bayern. Die Angst, daß die CSU in einem „Einig Vaterland“ zunehmend an Einfluß und Gewicht verliert. Denn bei den anstehenden gesamtdeutschen Wahlen haben die noch von den bayerischen Kommunalwahlen arg gebeutelten Christsozialen sie büßten knapp 8 Prozent ein - schlechte Karten. Immer noch können sie nur im Freistaat antreten. Und ihre mühsam an Land gezogene Satellitenpartei, die DSU, hat wenig Erfolg. Ein Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde ist bei gesamtdeutschen Wahlen nicht ausgeschlossen.
Besonders nach dem schlechten Abschneiden der DSU bei den Kommunalwahlen am Sonntag wird intern heftig diskutiert. Die CSU-Schwester ergatterte nur 3,4 Prozent und damit die Hälfte der Stimmen von den Volkskammerwahlen. Zwar gibt sich die Parteispitze, allen voran der bayerische Innenminister Stoiber, nach außen gelassen. Von einer „natürlichen Ermattung“ nach der Euphorie bei den Volkskammerwahlen ist die Rede. Schuld am schlechten Abschneiden sei vor allem der fehlende organisatorische Aufbau der DSU. „Die Kommunalwahlen sind für die DSU, die die jüngste unter den politischen Kräften der DDR ist, zu früh gekommen“, versucht CSU-Generalsekretär Erwin Huber das Desaster zu rechtfertigen. Mit den Volkskammerwahlen könne diese Wahl auf keinen Fall verglichen werden, da die DSU nicht flächendeckend angetreten sei. Zu der Tatsache, daß die DSU sogar in ihren sächsischen Hochburgen jeden zweiten Wähler verlor, äußerte sich Huber nicht.
Die DSU selbst ist mit ihrem Ergebnis zufrieden. „Wir haben es fast noch schlimmer erwartet“, gab DSU-Pressesprecher Thomas Junker zu. Im Gegensatz zu CSU-Innenminister Stoiber, der behauptete, die DSU werde demnächst mit der erfolgreicheren Bauernpartei zusammenarbeiten, dementierte Junker „eine Fusion mit der Bauernpartei“. Ebenso wies er die Vorstellung zurück, daß die DSU bundesweit antreten werde: „Wir haben erst mal bei uns zu Hause genügend zu tun.“ Diese Vorstellung ist jedoch eine der Varianten im Planspiel von CSU-Strategen, wie sich die Partei bei gesamtdeutschen Wahlen verhalten sollte. Die DSU könnte sich bundesweit als rechte Bürgerpartei installieren und als Alternative zu den „Republikanern“ auftreten. Sie wäre damit auch Gegengewicht zu einer möglichen bundesweiten PDS, in der sich, so glauben manche CSU-Vertreter, das marxistische Spektrum auch aus der SPD sammeln wird.
Doch diese Marschrichtung ist umstritten. Vor allem Münchens neuer CSU-Chef Peter Gauweiler steuert zusammen mit Partei-Vize Stoiber einen „gesamtdeutschen“ CSU-Kurs. Die CSU soll sich mit der CDU einigen und bereits zu den Bundestagswahlen im Dezember bundesweit antreten. Aber auch gegen diesen Schachzug wehren sich Parteifreunde. Ihr Argument: Was die CSU stark macht, ist gerade ihr Charakter als bayerische Partei. Würde sie bundesweit antreten, überließe sie das Feld Parteien, wie etwa der „Bayernpartei“, die dann diesen Bayernbonus einheimst. Außerdem würde dann auch die CDU in Bayern „einmarschieren“. Die Stimmen aus dem mehr bürgerlich-liberal angehauchten Lager gingen flöten. Aus der Volkspartei würde damit eine Richtungspartei.
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