Neu in der Kl. Schauburg: „Familie Brausewind ...“

■ Aktivurlaub, sozialistischer oder Brausefamilie mit Rückenwind

Das vorrevolutionäre Ungarn war schon immer etwas liberaler, als die übrigen „Ostblock„-Staaten. Das zeigt sich sogar in Kinderfilmen. Da dürfen doch die Kleinen, kaum der Schuluniform zu Beginn der Sommerferien entschlüpft, mit Hund, Uroma, Hamstern, Vögeln und den Eltern Urlaub auf einem Schiff machen. Wohlgemerkt, die „Ramona“ ist Privatbesitz und (darum?) in desolatem Zustand, der Hund auch, und überhaupt verhalten sich die agilen Kids ganz und gar nicht sozialistisch. Freidenkerisch, ja soziallibertär, toben sie in Familie Brausewind macht Urlaub über die Leinwand.

Wer den selbst für juvenile Ohren kindischen deutschen Titel erfunden hat, ist nicht bekannt, wohl aber die Urheberin der germanisierten Fassung. Im reinsten DEFA -Deutsch berlinern und sächseln sich Tiny, Feril, Lacil, Victor und all die anderen magyarischen Frohnnaturen vom Trübsinn des Nichtstuns zum Abenteuerurlaub am Donauufer. „Küss‘ die Hand“, sagen sie oft und „würd‘ sagen, wir müssen es in Angriff nehmen“. Das ist zackig, das hört sich erwachsen an, und vielleicht redeten real existierende Kinder in Buda und Pest ja wirklich so. Auf jeden Fall, und hier beweist sich der spezifisch ungarische Liberalismus auf's Neue, darf der ideenreiche Nachwuchs in (Ost-)T-Shirts auftreten, deren Aufdrucke die große Freiheit verheißen. „Pepsi Cola“, „US National“ und „Go Ahead“ weisen in die große weite Welt der Robinsonade. Ein Schiff wird nicht nur kommen, es ist schon da, und so bemüht sich die ganze herzige Mischpoke, den Kahn wieder flott zu kriegen. Aktivurlaub nennt sich das wohl bei uns.

Papa läßt sich vom Schnecken-Buch loseisen, das er schreibt; Mama macht gute Miene zum Gemeinschaftserlebnis, und die properen Kinder lernen spielerisch den Umgang mit Mängeln. Das macht Spaß, das stimmt froh und ebenso ist es ein Vergnügen für die ganze Familie (Brausewind). J.F. Sebastian d.J