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Hundehaufen werden einfach aufgesaugt

■ Ost-Berlin testet City-Cleaner / Im Westen wurde das Gerät abgelehnt / Ost-Berlin zahlte 4.000 DM, West-Berlin nichts

Prenzlauer Berg. In West-Berlin entzürnte das Problem der Hundehaufen auf Gehwegen und in Parks die hundelose Bevölkerung lange. Ein Gesetz von 1989 verpflichtete schließlich alle Hundebesitzer, den Scheiß selbst zu entfernen. In Ost-Berlin soll das Problem zukünftig technisch gelöst werden: Mit einem Spezialfahrzeug einer Westberliner Firma zur Beseitigung von Hundekot will der Stadtreinigungsbetrieb den Hundehaufen zu Leibe rücken. Auch wenn in Ost-Berlin „nur“ 30.000 Hunde leben - im Westen schätzt man 120.000 - sei das Problem besonders am Prenzlauer Berg gravierend, sagte der Leiter der Straßenreinigung am Prenzlauer Berg gestern bei der Vorführung des neuen Fahrzeugs.

200 Liter Hundekot kann der City-Cleaner aufnehmen - „das sind durchschnittlich 1.250 Haufen“, erklärt der Inhaber der Herstellerfirma, Manfred Günnel, stolz. Der City-Cleaner besteht aus einem Minitrecker mit Anhänger und einer Saugvorrichtung. Beim Vorgängermodell, das letztes Jahr auch in West-Berlin getestet wurde, gab's Probleme: Das kleine Kopfsteinpflaster wird teilweise gelöst.

Für vier Wochen ist der City-Cleaner jetzt am Prenzlauer Berg versuchsweise unterwegs. 4.000 DM muß der Stadtwirtschaftsbetrieb dafür aufbringen. „Es ist üblich, daß für Testfahrzeuge eine Gebühr gezahlt wird“, meint Günnel. Doch bei dem mehrwöchigen Versuch in West-Berlin mußte die BSR nichts bezahlen: „Herr Günner hat uns das Gerät kostenlos für einen Versuch zur Verfügung gestellt“, sagte Bernd Müller von der (West-)Berliner Straßenreinigung auf Anfrage der taz. „Der wollte seine Geräte schließlich verkaufen.“

Wenn sich Ost-Berlin für den Ankauf des City-Cleaners entscheidet, soll die Stadt pro Gerät rund 60.000 DM aufbringen. Auf Wunsch kann das Gerät mit Katalysator geliefert werden - das kostet dann allerdings 2.500 DM mehr.

Bisher wird die Straßenreinigung am Prenzlauer Berg von 750 sogenannten Vertragspartnern ausgeführt: Wer will, kann als Nebenjob einmal wöchentlich für vier Pfennig pro Quadratmeter die Straßen reinigen. Doch wie lange die Straßenreinigung noch durch die Bevölkerung läuft, sei in Ost-Berlin unklar. Das hänge von der zukünftigen Zahl der Arbeitslosen und der Lohnkostenentwicklung ab, meinte Fillinger und setzte hinzu, daß der City-Cleaner besser in das Stadtbild passe, als wenn da Menschen mit einem Besen rumlaufen. Daß ein solches Gesetz auch in Ost-Berlin den Absatz des City-Cleaners gefährden könnte, glaubt Günner nicht: „Die Hundebesitzer halten sich eh nicht an die Gesetze“, und auch in West-Berlin habe die Polizei zugegeben, daß sie nichts gegen die Gesetzesverstöße machen könne.

Rochus Görgen

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