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Ginger und Fred

 ■ V O R L A U F

(Sorgenfrei durch Dr. Flagg, Pro7, 23.25 Uhr) Der Zufall führte 1933 die Nebendarsteller Ginger Rogers und Fred Astaire in dem Film Flying Down To Rio für einen kurzen Moment zusammen. Ihre gemeinsame Tanznummer begeisterte das Kinopublikum derart, daß in einer Vielzahl von Briefen eine Fortsetzung gefordert wurde, ein Wunsch, dem die bis dahin nicht gerade erfolgverwöhnten RKO-Studios nur zu gern nachkamen. Neun Filme drehte das Paar gemeinsam, für RKO eine sichere Bank, bis Rogers und Astaire sich 1937 aus künstlerischen und wirtschaftlichen Erwähungen vorübergehend trennten und diverse Soloprojekte verfolgten. Die ehemalige Vaudeville- und Broadway-Tänzerin Ginger Rogers hatte sich im Laufe ihrer Karriere zur Charakterschauspielerin gemausert und suchte dies nun in ernsthaften Filmen zu beweisen.

Im Jahr 1938 drehten Rogers und Astaire mit Sorgenfrei durch Dr. Flagg (Carefree) ihren vorletzten Film in den Dreißigern (1949 standen sie ein allerletztes Mal gemeinsam vor der Kamera). Carefree markierte in gewisser Weise einen Endpunkt, denn hier fanden die Filmcharaktere, die in allein neun Filmen koinzident waren, quasi ihre Erfüllung. Nachdem sie sich lange Zeit tanzend und flirtend umworben hatten, durften sich Ginger und Fred wiederum auf massive Fürsprache ihrer Fans hin - nun endlich küssen! Dieser Moment wurde in Zeitlupe zelebriert und als dramaturgischer Höhepunkt am Ende des Films plaziert. Das Glück der Filmfiguren bedeutete in letzter Konsequenz das Ende des Paares Rogers & Astaire; die Spannung war weg, eine Steigerung nicht mehr möglich. Da das Ende der Zusammenarbeit absehbar war, konnten sich die Produzenten auf diese Konstellation einlassen. Zudem sorgte der Ausbruch des 2. Weltkriegs für den Niedergang des Genres Musical, so daß die Ära dieses Tanzpaares - trotz der beiden Neuauflagen - eigentlich mit Carefree zu Ende ging, auch wenn sie von ihren Fans noch lange als Paar gesehen wurden (was sie übrigens privat nie waren).

H.K.

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