PDS - gesamtdeutsch

■ Schrecken oder frohe Botschaft?

Berlin (taz) - Die SED-Nachfolgerin PDS will an gesamtdeutschen Wahlen teilnehmen. Dies bekräftigte Parteichef Gysi nach einer Klausurtagung am Wochenende just zu dem Zeitpunkt, als in Frankfurt Zehntausende aus dem linken Spektrum gegen die Wiedervereinigung demonstrierten, unter erstmaliger Beteiligung einer Delegation der PDS.

Zwar hat sich die Ex-Hüterin der „sozialistischen Nation“ in realpolitischer Manier längst mit der Vereinigung beider Staaten abgefunden; doch bei den „radikalen Linken“ erfreut sich die Partei, die in den letzten Monaten etwa zwei Millionen Mitglieder verlor, wachsender Beliebtheit. Deshalb ist Gysis Einschätzung, die Chancen der PDS seien „gar nicht so schlecht“, durchaus realistisch.

Zwar liebäugelt der Vorsitzende - sicher ist sicher - mit einer 2-Prozent-Hürde, doch auch bei der drohenden 5-Prozent -Einstiegsklausel wird ihm nicht bange: Grade mal „ein Milliönchen“ müsse die PDS dann hinzugewinnen, um ihre parlamentarische Gestaltungskompetenz einzubringen. „Das“ so Gysi - „trauen wir uns zu.“ Ob er sich auch zutraut, die eher heterogene gesamtdeutsche Klientel Währungsunionsgeschädigte und Altvordere, Linksintellektuelle und Autonome - unter einen Hut zu bringen, ließ Gysi offen.

eis