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New York bleibt auch nach den Urteilen unruhig

Die Richtersprüche im Mordfall an dem schwarzen Teenager Yusuf Hawkins bringen die Metropole an den Rand neuer Konflikte  ■  Aus Washington Rolf Paasch

Die ersten Urteile sind gesprochen, doch der Mord an dem schwarzen Jugendlichen Yusuf Hawkins im August 1989 wird in New York noch lange für Aufregung sorgen. So gespannt jedenfalls wie nach den Urteilssprüchen gegen zwei an der Ermordung von Yusuf Hawkins beteiligte, weiße Jugendliche aus dem Stadtviertel Bensonhurst/Brooklyn war das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien im Schmelztiegel New York schon lange nicht mehr. Da marschieren schwarze DemonstrantInnen durch Bensonhurst, um gegen den Rassismus der dort wohnenden italienstämmigen Arbeiterklasse zu protestieren; da wehren sich die Weißen mit „Nigger„ -Beschimpfungen, als habe es die Bürgerrechtsbewegung in den USA nie gegeben; da rufen Schwarze zum Boykott eines koreanischen Gemüseladens auf, weil dort eine der Ihrigen angeblich mißhandelt worden ist. Da werden Vietnamesen auf offener Straße verprügelt, weil sie den unbeliebten Koreanern allzu ähnlich sahen.

Als eine Jury am Donnerstag abend Joseph Fama, den Rädelsführer der tödlichen Attacke auf Yusuf Hawkins, des Mordes schuldig sprach, jubelten die vor dem Gerichtsgebäude in Brooklyn versammelten Schwarzen, als gäbe es einen Sieg im Basketball zu feiern. Als eine zweite Jury am Freitag abend ein weiteres Mitglied der Bande, die Yusuf Hawkins und seine Freunde mit Baseballschlägern angegriffen hatte, nur der „rassistischen Aufwiegelung“, nicht aber des Mordes schuldig sprach, frohlockte die Bevölkerung in Bensonhurst. Rund hundert Schwarze griffen dagegen mit dem Ruf „Brennt Bensonhurst nieder“ vor dem Gerichtsgebäude im Stadtteil Brooklyn eine Polizeibarrikade an.

Der Mord an Yusuf Hawkins, der letzten Sommer mit seinen schwarzen Freunden nur den Fehler begangen hatte, beim Autokauf zur falschen Zeit in die falsche New Yorker Nachbarschaft zu geraten, droht nun das prekäre soziale und ethnische Gefüge der kosmopolitischen Metropole aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hatte die Ermordung des schwarzen Teenagers im letzten Jahr die Wiederwahl des weißen Bürgermeisters Ed Koch verhindert und die Amtsübernahme des als schwarzer „Heiland“ auftretenden David Dinkins ermöglicht, so hängt dessen politische Zukunft nun von einer Entschärfung der drohenden ethnischen Konflikte ab. Wie Dinkins jedoch den sich als Konflikt um Hautfarbe und Territorium entladenden ökonomischen Darwinismus unter New Yorks 1,5 Millionen Armen bei einem rasant wachsenden Haushaltsdefizit der Zehn-Millionen-Stadt allein mit moralischen Appellen entschärfen soll, weiß niemand.

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