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Follkes Musik

■ Breminale: Ein nicht ganz willkürlicher Rückblick

Ein wenig beachtetes Highlight hatten die BreminalistInnen gleich zu Beginn am Freitag gesetzt: die estnische Gruppe Ne Zhdali. So ungefähr müßte der frühe Zappa klingen, wenn er in der Sowjetunion großgeworden und in den 80ern angefangen hätte. Punkige Hardcore-Gitarre, Funk-Bass, schräge Bläser, ein Keyboard, das wechselweise Trash oder Bläserverstärkung einwirft, Drums, die zu differenziert für Punk, aber ebenso brachial daherkommen und umfangreiche Kleinperkussion. Damit mixte Ne Zhdali einen mitreißend-witzigen Cocktail aus zerhackten russischen Volksweisen und Hardcore, mittendrin eine sowjetische Country-Abart. Volxmusik.

Samstag krachten sich mir die Amsterdamer von der Urban Dance Squad mit ihrem Speed-Metal-Rap, neben denen „Run DMC“ wie ein Schlafmittel wirken, ins Herz. Power, totale Lautstärke, keine Atempause.

Am Sonntag mußte das 12köp

fige Ensemble des New Yorker Crossover-Arrangeurs Kip Hanrahan gegen einen schlechten Sound und gegen große Teile des Publikums, die ihr ausschließliches Interesse an latinmäßiger Perkussion unüberhörbar machten, anspielen. So blieben die vertrackten Läufe Don Pullens am Piano weitgehend unbeachtet und die Hanrahan-typischen feinen Übergänge in oder zwischen den Stücken gingen oft im ungeduldigen Applaus unter. Hanrahan, der ständig auf der Bühne umherwieselte und mit Handzeichen die Struktur des Konzertes unmittelbar bestimmte, Hanrahan reagierte durchaus darauf, verzichtete mehr und mehr auf Zwischentöne und paßte das Geschehen den Publikumsvorliebe an.

Trotzdem war Jack Bruce natürlich Spitze und die schwarze Sängerin Carmen Lundy eine helle dunkle Freude; über ihre Stimme aber kann ich wegen der schlechten Aussteuerung nur schreiben, daß sie eine hat. Arnau

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