: Argentinien zahlt wieder Zinsen
Buenos Aires (taz) - Nach über zwei Jahren Unterbrechung nahm die argentinische Regierung am Mittwoch erstmals wieder die Schuldendienstzahlungen auf. Obwohl mit den Gläubigerbanken noch keine Einigung über die künftigen Zahlungen erzielt wurde, überwies Buenos Aires als „Zeichen des guten Willens“ 40 Millionen Dollar an die ausländischen Gläubiger. In der vergangenen Woche hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) einen im März suspendierten Standby -Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar wieder freigegeben, und damit dem Land „Kreditwürdigkeit“ bescheinigt - zum Ärger des Chefs der Citibank: „Damit hätten sie besser gewartet“ - so John Reed, der die Gläubigerbanken gegenüber der Menem-Regierung vertritt.
Zwischen den Bankern und dem IWF ist es zu ernsthaften Auseinandersetzungen über die Frage gekommen, wie mit Buenos Aires umzuspringen sei: „Argentinien hat viele Versprechungen nie erfüllt. Wer garantiert uns denn, daß sie jetzt Ernst machen? Wir können keinen neuen Blanko-Scheck ausstellen, und der IWF sollte das auch nicht“, hielt Reed vor zehn Tagen dem IWF-Chef Michel Camdessus vor. Zwar kann die Regierung Menem darauf verweisen, die Inflation von monatlich 100 Prozent auf 12 Prozent gesenkt zu haben, kaum jemand glaubt jedoch, daß die Vorgaben eingehalten werden können, die Inflation auf 2 Prozent und das Haushaltsdefizit auf 1 Prozent des Bruttosozialprodukts zu senken.
Der IWF will den argentinischen Fiskus für dieses Jahr mit insgesamt 530 Millionen Schuldendienstzahlungen zur Kasse bitten. Und die Menem-Regierung hat durchblicken lassen, daß sie diesen Betrag brav zu entrichten gedenkt. In den Verhandlungen, die Reed seit Donnerstag mit der argentinischen Regierung führt, treten die Gläubigerbanken mit nie gekannter Härte auf. Sie wollen von den rückständigen Zinsen in Höhe von 8,5 Milliarden Dollar so viel wie möglich eintreiben. In Argentinien gehen die Banker von einem derzeitigen Handelsüberschuß von 125 Millionen aus, multiplizieren mit acht (Monaten) und fordern eine Milliarde bis zum Jahresende. „Wir wollen jetzt so viel wie möglich eintreiben, und zwar in möglichst kurzer Zeit“ zitierte die konservative Tageszeitung 'Clarin‘ William Rhodes vom Komitee der Gläubigerbanken.
Gaby Weber
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