: Schwarz wie der Teufel
■ oder wie der Kaffee nach Wien kam
chwarz wie der Teufel. Heiß wie die Hölle. Rein wie ein Engel. Süß wie die Liebe.“ So beschrieb der französische Herzog Talleyrand im 18. Jahrhundert das heutige Weltgetränk Nummer 1, den Kaffee. Tatsächlich wurde Kaffee auf seinem langen Weg vom Ursprungsland Äthiopien bis nach Europa immer wieder verteufelt, verboten, oder aber als Zaubertrank und Medizin geschätzt. Es ranken sich zahlreiche Sagen, Legenden und Anekdoten um das Schicksal des Kaffees. So sollen wir z.B. die Entdeckung des Kaffees einigen Ziegen zu verdanken haben, die im Hochland von Äthiopien kirschartige Früchte von einem Busch naschten und nachts verrückt spielten. Die ratlosen Hirten wandten sich an ein Kloster in der Nähe und baten um Hilfe. Die Mönche, die diese Pflanze nicht kannten, zerstampften die Früchte, übergossen sie mit heißem Wasser, und als sie von dem Aufguß gekostet hatten, fühlten sie sich plötzlich aufs angenehmste belebt. Von da an pflegten die Mönche regelmäßig von diesem Elixier zu trinken, um sich für die nächtlichen Gebete wachzuhalten. Kaffee setzte sich in der gesamten islamischen Welt durch. Er war Kommunikationsmittel, Ersatz für den verbotenen Alkohol bei Entspannung und Spiel, beim Musizieren wie beim Diskutieren; die ersten Kaffeehäuser entstanden in Mekka schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Die Ausbreitung des Islam sorgte gleichzeitig für die Verbreitung des Kaffees und schrieb für Österreich und speziell Wien ein Stück Geschichte: So war der türkische Kalif Mohammed IV. gekommen, das Christentum zu vernichten und ganz Europa zu besetzen. 1683 umstellte er mit seinen Truppen Wien, wurde aber besiegt. Neben großen Mengen an Gold und Kriegsmaterial ließen die Türken auch zahlreiche Säcke mit grünem Kaffee zurück. Als die Kriegsbeute verteilt wurde, übernahm den Kaffee ein österreichischer Soldat, der lang genug bei den Türken gelebt hatte und wußte, was damit anzufangen war. Anfänglich verkaufte er ihn auf der Straße. Doch bald schon eröffnete er das erste Kaffeehaus in Wien, das sich innerhalb kurzer Zeit großer Beliebtheit erfreute: Das Wiener Kaffeehaus war geboren.
eute ist die Kaffeehausmentalität ein Markenzeichen Wiens. Die Wiener Kaffeehäuser sind bis heute eine Oase der Ruhe und des lässigen Lebens geblieben, Zufluchtsort und Zuhause für Zeitungsleser, Verliebte, Spieler, Zeitvertreiber, Diskutierer. Typisch ist: Jedes Kaffeehaus hat seinen eigenen Stil, sein spezielles Flair. Diesen machen nicht allein nostalgische Marmortische, Jugendstilleuchten oder schummriges Licht, sondern ebenso hauseigene Kaffeespezialitäten, dazu servierte Mehlspeisen, der besondere Charme des Obers und natürlich auch die Gäste selbst.
Bestellt wird nicht etwa eine Tasse Kaffee, der Ober, Kopf des Kaffeehauses, will es schon genau wissen. Soll es ein kleiner Schwarzer, ein großer Brauner, ein Verlängerter oder vielleicht ein Fiaker oder Kaisermelange sein? Grundlage ist immer ein guter, starker Kaffee, vermischt wird, je nach Kaffeespezialität, mit Milch, Schokolade, einem Schuß Alkohol, Eigelb, „Obers“ (österr. für Sahne) oder schlicht Wasser. KAFFEE „DIABLE“
(für 2 Personen)
2 Kaffeelöffel Zucker in einer Kasserolle karamelisieren lassen. Ein 10 cm langes Stück unbehandelter Zitronenschale dazugeben, 2 cl Cognac drübergießen, erhitzen und anzünden. Die Flamme mit 2 Tassen frisch aufgebrühtem Kaffee löschen. In einer Kelle 2 cl Cura?ao Triple sec auf offener Flamme erhitzen. Die spiralenförmig geschnittene Schale einer ganzen Orange mit einer Gabel über die Kasserolle halten. Den heißen Cura?ao über die Orangenschale gießen, dann in den Kaffee legen und etwa 3 Minuten auf kleiner Flamme ziehen lassen (Kaffee darf nicht kochen!). Zitronen- und Orangenschale entfernen, den Kaffee in Punschgläser füllen. Flüssige Sahne über einen Löffelrücken auf den Kaffee fließen lassen. Die Sahne soll auf dem Kaffee schwimmen.
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