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Buga '95: Schwierzina, Nagel und der Floh im Ohr

■ Leistet sich die Hauptstadt weiterhin eine ökologische Bundesgartenschau mitten in der Stadt? / Noch ist nichts sicher

Schöneberg. Im Mai 1990 hat der Berliner Senat von der Reichsbahnverwaltung die Flächen des sogenannten Südgeländes zwischen Sachsendamm und Prellerweg übernommen. Davon sei aber bisher nichts zu merken, erklärte gestern auf einer Pressekonferenz der „Förderverein Naturpark Südgelände“. Wie berichtet, sollen die Flächen im Rahmen der Grüntangentenplanung der Bundesgartenschau 1995 zu einem Naturpark gestaltet werden. Der Verein wies noch einmal auf die Notwendigkeit innerstädtischer Grünflächen hin und erklärte die Planungen „zum Prüfstein für die ökologische Stadtentwicklung in Berlin“. Zu dieser Hoffnung wollen so gar nicht die Gerüchte passen, die Buga '95 dämmere bereits jetzt ihrem Ende entgegen. Buga-Geschäftsführer Gottfriedsen erklärte auf Anfrage der taz, daß für die Gerüchte wahrscheinlich die Erklärung des Ostberliner Oberbürgermeisters Schwierzina verantworlich sei, er könne sich die Buga auch in Marzahn vorstellen. Gottfriedsen habe selbst von Schwierzina gehört, daß diesem „von Bausenator Nagel dieser Floh ins Ohr gesetzt“ worden sei. Für Gottfriedsen ein „reines Verdrängungskonzept“. „Sollte die Buga nach Marzahn oder Hellersdorf gehen“, so Gottfriedsen „steige ich aus“. Ein so grundsätzlich verändertes Konzept sei bis 1995 nicht mehr zu realisieren. Er und die übrigen 14 Mitarbeiter der Buga GmbH nähmen die Gerüchte jedoch außerordentlich ernst.

Aus dem Hause des Bausenators waren dazu keine Stellungnahmen zu erhalten. Der Pressesprecher weilt zur Kur, Senator Nagel auf Dienstreise und Staatssekretär Görler wie Planungsreferent Fuderholz sitzen zur Zeit - hoffentlich nicht, „um Flöhe ins Ohr zu setzen“ - in der Bauverwaltung Ost-Berlins.

Den Vorwürfen des Fördervereins Naturpark begegnet man bei der Senatsumweltverwaltung gelassen. „Ganz im Gegenteil“, so Pressesprecher Rogalla, halte das Haus Schreyer trotz der befürchteten „außerordentlich chaotischen Entwicklung Berlins“ an der Buga-Planung fest. Man müsse jedoch zuerst die Fernbahnkonzepte der Verkehrsverwaltung abwarten. Obwohl von dort vorläufig keine Gesamtverkehrsplanung zu erwarten ist, richtet sich Gottfriedsen auf erste Abstimmungsgespräche über die Einbeziehung von Trassen im nächsten Monat ein. Auch der Förderverein will zwar der Bahn „nicht den blauen Umweltengel per se“ verpassen, sieht aber Möglichkeiten, Bahntrassen und Naturpark miteinander zu verbinden.

Sigrid Bellack

„Die Metropole leistet sich Natur“ heißt die neu aufgelegte Broschüre des Fördervereins Natur-Park Südgelände. Auf 50 bebilderten Seiten wird die Geschichte dieses ehemaligen Bahngeländes, das inzwischen zu einem seltenen Biotop gewachsen ist, dargestellt. Zu beziehen ist die Broschüre für fünf DM beim Förderverein, Willmanndamm 7, 1-62, Telefon: 788 15 32.

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