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Gorlebens Mauerspechte in Aktion

■ AtomkraftgegnerInnen wollen von der rot-grünen Regierung Niedersachsens Taten sehen

„Die Mauer muß weg!“ Unter diesem Motto begannen am Samstag rund 70 AtomkraftgegnerInnen mit dem symbolischen Abriß des vier Meter hohen Schutzzaunes um das geplante Endlager in Gorleben. Nachdem am Freitag morgen die Besetzung der Fördertürme auf dem Endlagergelände von den AtomkraftgegnerInnen freiwillig abgebrochen wurde, zogen die „Gorlebener Mauerspechte“ am Samstag mit Hammer, Meißel und Stemmeisen erneut auf das Gelände.

Mit dieser zweiten Aktion seit dem Antritt der neuen rot -grünen Landesregierung Niedersachsens wollen sie darauf drängen, daß den Koalitionsvereinbarungen über den Atomausstieg nun auch Taten folgen. Auch diese Aktion solle deutlich machen, so hieß es vor Ort: „Papier ist geduldig, wir sind es nicht.“

In den Koalitionsvereinbarungen zwischen den Sozialdemokraten und den Grünen hat die neue Landesregierung erklärt, das der Salzstock in Gorleben für ein Endlager ungeeignet sei und daher alle Möglichkeiten des „geltenden Rechts“ ausgeschöpft werden sollen, um die Baumaßnahmen zu beenden.

In diesem Sinne schritten die AtomkraftgegnerInnen am Wochenende zur direkten Aktion. Sie nahmen selbst in die Hand, was die Landesregierung noch in Papierform zwischen den einzelnen beteiligten Ministerien hin- und herschiebt: Eine knappe Stunde lang schlugen sie mit schwerem Werkzeug Brocken aus der massiven Betonmauer des prospektiven Endlagers. Wie schon bei der Besetzung der beiden Fördertürme war die Polizei völlig überrascht und beschränkte sich auf das beobachten der „Abrißmaßnahmen“.

Die erbeuteten Betonteile aus der historischen Mauer überreichten die DemonstrantInnen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg. Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der Bürgerinitiative, erklärte, daß man diese Gorlebener Mauerbrocken nun der neuen Landesregierung in Hannover als „Steine des Gedankenanstoßes“ zukommen lassen wolle.

Dirk Seifert

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