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Wohnungsnot bleibt auf Dauer

■ Höhere Mieten und ein verstärkter Trend zum Eigenheim progonstiziert / Höhere Mieten in der DDR

Hamburg (taz) - Die herrschende Wohnungsnot wird keine kurzfristige Erscheinung sein. Vielmehr wird der Mangel an Wohnraum insbesondere in den Ballungszentren das Thema der neunziger Jahre sein. Diese Aussagen finden sich in einer Studie zur Immobilienmarktentwicklung in Deutschland, die von einem Konsortium aus Banken, Bausparkassen und Wohnungsunternehmen in Auftrag gegeben und gestern von der „Gewos“, so der Name des beauftragten Forschungsinstitutes, in Hamburg vorgestellt wurde.

Bei den Gutverdienenden bewirken die Mangelsituation und die explodierenden Mieten einen verstärkten Trend zum Eigenheim. 500.000 Haushalte wollen bis 1991 eine Immobilie zur eigenen Nutzung erwerben. Sie lassen sich dabei weder von den steigenden Zinsen noch von den steigenden Preisen jährlich sieben bis acht Prozent - abhalten. Ein großer Teil der rund 16 Millionen Mieterhaushalte hingegen wird zu Problemhaushalten, die sich auf dem freien Wohnungsmarkt kaum noch versorgen können. In München fängt der „Problemhaushalt“ heute schon unterhalb eines Jahreseinkommens von 50.000 Mark an. Hier wird es zu unfreiwilligen Wohngemeinschaften und verdeckten Untermietverhältnissen kommen, so die Studie. Die Kinder werden den elterlichen Haushalt noch später verlassen, Umzüge ins preiswertere Umland werden erzwungen, oder ein größerer Anteil des Haushaltseinkommens muß für Miete ausgegeben werden.

In der DDR sei mit einem schwunghaften Immobilienhandel zu rechnen, weil sich der Ertragswert der Immobilien von 40 Milliarden Mark auf 240 Milliarden erhöhen werde, wenn die Mieten von 0,80 bis 1,20 Mark auf vier bis sechs D-Mark angehoben würden. Sollten die SpekulantInnen allerdings dazu gezwungen werden, ihrer Instandhaltungspflicht nachzukommen, würden die Dollar-Zeichen in den Augen etwas weniger glänzen.

Kai Fabig

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