: Alte „Cabi„-Liebe
■ Klagelied über das Ende einer DDR-Zigarette
Osten. „Hamse Cabi?“, eine dieser Tage in Ost-Berlin öfter als früher gestellte Frage, weil die stark gefragte Zigarettenmarke „Cabinet“ (gesprochen „Kabinett“) sich mit der Währungsunion irgendwohin verkrümelt hat. Entgegen der weitverbreiteten westlichen Prognose, nach welcher alle DDR -Gewohnheiten sofort verschwinden, bildeten RaucherInnen dieser Marke seit dem 1. Juli eine Art Notbündnis, um einander rasch über die aktuelle Verkaufslage informieren zu können. Zwei Wochen danach hat sich das in der Tat erledigt, der Westen kennt sich eben doch besser im Osten aus. „Cabi“, die freundliche Pfeife in der grauen, sportlich-kantigen Pappschachtel, ist nicht mehr, jedenfalls nicht mehr so. Die „Cabi„-SmokerInnengemeinde wird sich auf ein paar streng geheime Szenepunkte reduzieren und schließlich ganz auflösen.
Plastehülle über abgerundeten Ecken. Nichts mehr mit dem lässig festen Zugriff in einer Hand, und auf sprang sie. Auf schneeweißem statt vertraut krümeligem Grund der schwarze Name, phonetisch fortan wohl eher „Cabine“. Den goldenen, geschwungenen Schriftzug „Filter“ haben sie zu kühlem Rot geradegebogen. Und unten, wo früher klar und deutlich „20 Zigaretten. EVP 3.20 M“ stand, jetzt nur noch ein verlogenes „Cigaretten“, während sich auf der Lasche am Schachtelkopf der (gleiche) Preis (DM) unter der Zahl 19 (!) lümmelt.
„Produziert nach Qualitätsmaßstäben der Firma Reemtsma, Hamburg“, sind Filter und die Stange im ganzen länger, dafür ist das rauchbare Teil kürzer. Nunmehr ohne die gewohnten Stöckchen im Tabak, ist der Geschmack zwar nicht viel, aber dennoch irgendwie anders, obwohl sich darüber bekanntlich streiten läßt. Schließlich und endlich wagt der neue Hersteller „Nortak Nordhausen“ sogar noch einen kleinen Gag und druckt gut sichtbar das schmerzlich erinnernde Kürzel „DDR“ auf. Sind wir dafür auf die Straße gegangen?
su
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen