: 2/5 + 3/5 Berlins Kulturbudget
■ Kultursenatorin Anke Martiny und Kulturstadträtin Irana Rusta stellten sich gemeinsam der medialen Öffentlichkeit / Hauptfrage: Wer zahlt für Ost-Berlins Kultur - und wieviel? / Löst die Hauptstadtrolle dann alle Probleme?
Mitte. Daß alles ganz finster aussehen würde in der groß -städtischen Kultur, und zwar wg. Geld, wer hätte das gedacht. Um dies aber noch einmal jedem klarzumachen und nicht zuletzt, damit von Berlin aus womöglich öffentlicher Druck auf Bonner Geldgeber ausgeübt werden könnte, wurde die ganze Misere gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Kulturverwaltungschefinnen Anke Martiny (West) und Irana Rusta (Ost) noch einmal ausführlichst dargestellt. Von der versprochenen konzeptionellen Präsentation der künftigen Kulturpolitik war dementsprechend wenig zu hören. Noch immer ist man nämlich dabei, finanzielle und personelle Bestandsaufnahmen zu machen. Erst nachdem diese endgültig abgeschlossen seien, könne man fundiert planen und sich etwa auch Gedanken über einen zukünftigen gemeinsamen Kulturhaushalt machen.
Schon die Bestandsaufnahme gestalte sich aber allein deshalb so schwierig, weil die Ostberliner Kultur immer noch weitgehend zentral durch das DDR-Kulturministerium verwaltet wird. Wie die staatlichen und kommunalen Kulturinstitutionen in Ost-Berlin in Zukunft umstrukturiert werden und vor allem wieviel Geld sie bisher in Ostmark verschlungen haben und wieviel sie entsprechend in Westmark brauchen werden, um überhaupt ein Minimum an Arbeitsfähigkeit zu behalten (ganz zu schweigen von meist dringendst notwendigen baulichen Sanierungen), ist immer noch unklar. Bisher stellt man sich in den Häusern von Rusta und Martiny lediglich vor, daß sich ein gemeinsamer Kulturetat zukünftig zu drei Fünfteln auf West-Berlin und zu zwei Fünfteln auf Ost-Berlin beziehen müßte. Wo indessen die zwei Fünftel für den bekanntlich völlig verarmten Osten herkommen sollen, wenn nicht aus Bonn, wissen die beiden Kulturdamen auch nicht. Und in Bonn wiederum wolle man - siehe auch den zweiten Staatsvertrag, in dem Kultur wieder nicht vorkomme - von dieser „zur Zeit einzigen integrativen Kraft“ (Rusta) nichts wissen, abgesehen davon, daß der zuständige DDR-Kulturminister Herbert Schirmer wohl seinerseits in Bonn auch noch kaum Vorstöße gemacht hätte.
Auf die Anwürfe von DDR-Journalisten, die sich übrigens wie auch die Fragen ganz allgemein hauptsächlich an die Westsenatorin richteten, wonach man sich sowohl in West -Berlin als auch in Bonn nicht genug um die DDR-Kultur kümmere und jetzt hängengelassen werde, konterte Martiny, erstens könne sie selbst für Ost-Berlin keine Strukturen vorgeben, und der Bund könne schon gar nicht in die Kulturhoheit der Länder eingreifen. So beschwor also Martiny den Osten: „Wir können euch nicht helfen, kümmert euch selbst um eure Kultur“, und zwar im Interesse von Ganz -Berlin, während ihre Kollegin nur einen Ausweg sieht: „Erst wenn wir Hauptstadt werden, sind diese Probleme vom Tisch.“
grr
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