: Weltrekord, Pleiten, Absagen
■ Gelungener Auftakt der zweiten Goodwill Games im amerikanischen Seattle
Seattle (dpa) - Die zweiten Goodwill Games in Seattle haben zum Auftakt die Erwartungen erfüllt: Einen Weltrekord, einen Europarekord und neun Weltjahresbestzeiten im Schwimmen gab es an den ersten beiden Tagen, mehrere Pleiten, einen Streit und zahlreiche Absagen in der Leichtathletik.
„Ich könnte springen vor Freude“, sagte Initiator Ted Turner trotz des eingeplanten 10 Millionen Dollar-Verlustes, „wenn es so weitergeht, kann sich niemand beschweren.“
Der 21jährige Mike Barrowman aus den USA schraubte im neuen King County Aquatics Center seinen Weltrekord über 200m Brust um 1,46Sek. auf 2:11,53Sek. und verdeckte damit den Europarekord seines spanischen Freundes Sergio Lopez (2:12,24Min.) im gleichen Rennen. „Ich habe vom Weltrekord geträumt“, sagte der Olympia-Vierte, „aber jetzt wird es doch eine Weile dauern, bis ich das realisiert habe. Ich weiß aber, daß ich noch schneller schwimmen kann.“
Barrowman stahl den Superstars Matt Biondi und Tom Jager die Show, die sich über 50m Freistil ein tolles Duell lieferten. Olympiasieger Biondi siegte in 22,10Sek., der fünftbesten Zeit aller Zeiten, Weltrekordler Jager wurde Zweiter (22,31Sek.), aber beide kassierten wie Barrowman keinen Cent für die Leistungen und den Start in Seattle, während bei den Leichtathleten Antritts- und Bonusgelder für Rekorde bezahlt werden. „Turner hat unserem Verband Geld gegeben, hier ein Weltklassefeld an den Start zu bringen“, sagte Biondi sauer, „aber der Verband hat das Geld nicht unter uns ausgeschüttet, wie beispielsweise der Leichtathletikverband, sondern es in einen Allgemein-Fonds gegeben. Wir sind wieder einmal umsonst geschwommen. Lange geht das nicht so weiter.“ Turner hatte insgesamt zwölf Millionen Dollar zur freien Verwendung an die einzelnen US -Verbände verteilt, mit der Bitte, für ein gutes Teilnehmerfeld zu sorgen. Trotz des fehlenden finanziellen Anreizes ließen Barrowmans Fabelzeit und die Weltjahresbestmarken durch Janet Evans (8:28,47Min. über 800m Freistil), Summer Sanders, Olympiasiegerin Krisztina Egerszegi aus Ungarn (2:09,70Min. über 200m Rücken), Martin Zubero aus Spanien (55,68Sek. über 100m Rücken), Melvin Stewart (1:57,05Min. über 200m Schmetterling), Jörg Hoffmann vom ASK Potsdam (7:54,73Min. über 800m Freistil), Nicole Haislett (55,97Sek. über 100m Freistil), der 4x100-m -Freistil-Staffel der Amerikaner (3:17,50Min.) und des 4x200 -m-Freistil-Quartetts der DDR-Frauen (8:05,21Min.) die restlichen Entscheidungen beinahe untergehen.
Die UdSSR sicherte sich den Mannschaftswettbewerb der Kunstturner mit 176,5 Punkten, und der dreimalige Europameister Witali Scherbo (UdSSR) gewann überlegen den Mehrkampf (59,2 Punkte).
Die Starterinnen und Starter aus der Bundesrepublik gewannen im Rudern mit je zweimal Silber durch Christian Händle im Einer und Ingrid Hätscher im Leichtgewicht-Einer sowie Bronze im Vierer mit Steuermann (Silber für die DDR) und Doppel-Zweier) die ersten Medaillen, die DDR siegte im Frauen-Achter und dem Vierer ohne Steuermann.
Zu den Wermutstropfen des gelungenen Starts der zweiten Goodwill Games gehörten die zahlreichen Absagen in der Leichtathletik. Nachdem 400-m-Olympiasieger Steve Lewis und 400-m-Weltrekordler Butch Reynolds (beide USA) und Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka (UdSSR) verletzungsbedingt verzichteten, zog ein Startrio aus Kenia seine Meldung zurück. 800-m-Olympiasieger Paul Ereng, 3.000 -m-Hindernis-Olympiasieger Julius Kariuki und der Olympia -Dritte über 3.000m Hindernis, Peter Koech, seien überraschend angeschlagen, verkündete die Pressestelle in Seattle, aber es sei nichts Ernstes. „Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel, daß unsere Spiele eben doch noch einen weiten Weg haben, um Olympia Konkurrenz zu machen“, meinte Jeff Caster vom Organisationskomitee.
Sven Busch
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