: Entgegnungen der Dritten Art
■ UFO-Fänger im Roggen ausgetrickst
QUERSPALTE
Mit modernstem Gerät ist ein internationales Team von Wissenschaftlern derzeit dabei, dem Phänomen der mysteriösen Kreise in englischen Kornfeldern nachzugehen. Seit Jahren tauchen die bis zu dreißig Meter großen, kompliziert und kunstvoll verwirbelten Kreismuster, die auch aus anderen Weltgegenden gemeldet wurden, vor allem im Bezirk Wiltshire (Südengland) auf - insgesamt in diesem Jahr schon über dreihundert.
Die Erklärungen reichen vom Erdmagnetismus über Pilzbefall und Windhosen bis hin zu Fliegenden Untertassen. Letzten Mittwoch glaubte das Forscherteam, das nächtens auf Kornfeldern in der Nähe des keltischen Kultplatzes Stonehenge Wache hielt, die möglichen Geheimnisträger auf frischer Tat zu ertappen. Ihre Infrarot-Sichtgeräte zeigten orangefarbene Flecken über dem Feld, und am Morgen fanden sich nicht nur ein frischer Kreis, sondern - erstmals - auch weitere Indizien: Holzkreuze und Alphabet-Tafeln, wie sie bei Spiritisten in Gebrauch sind. Die Anzeigen auf ihren Geräten führen die Forscher mittlerweile eher auf die Körperwärme hüpfender Erdbewohner, denn auf Unbekannte Flugobjekte zurück: „Irgend jemand hat sich einen Jux mit uns erlaubt“, kommentierte der Ingenieur Colin Andrews den Fall. Die Wissenschaftler glauben offenbar nicht so ganz daran, daß das Phänomen durch im Kornfeld tanzende Spiritisten zu erklären ist. Sie werden nämlich ihre Beobachtungen fortsetzen, ein Etat von knapp drei Millionen Mark macht es möglich.
So erfreulich es ist, daß für das Rätsel der erdmagnetisch / außerirdischen Feld-Graffiti nach zehn Jahren endlich Forschungsgelder zu Verfügung stehen, daß gemessen, geprüft, verglichen und spektralanalysiert werden kann - so scheint man doch auf das Naheliegendste nicht zu kommen. Denn was ist die sicherste Methode, um jeden außerirdischen Verursacher auszuschließen? Man fragt einfach an. Etwa, indem man mittels Sense Symbole in die Nähe der Kreise plaziert, nach dem Motto: Wer Kreise sät, wird Vierecke ernten! Jede höhere Intelligenz müßte sich herausgefordert fühlen, mit Oktaedern, nicht-euklidischen Fraktalen oder was auch immer zu kontern. Es bleibt nicht mehr viel Zeit - mit dem Sommerloch verschwinden auch die Kornfelder.
Mathias Bröckers
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen