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Giftmüll zwischen die Wohnsilos von Marzahn?

Marzahn. Zu den Wohnsilos in Marzahn gesellt sich vielleicht bald ein Giftlager. Nach monatelanger Suche hat der Magistrat jetzt eine Halle im Stadtbezirk Marzahn als Zwischenlager für giftigen Sondermüll im Auge. Am vergangenen Mittwoch hat die Stadtreinigung bei Umweltstadtrat Holger Brandt (SPD) den Antrag eingereicht, eine ungenutzte Halle des ehemaligen VEB Wärmeversorgung in der Wolfener Straße als Zwischenlager nutzen zu können. „Wir lassen diese Halle prüfen und hoffen, daß das klargeht“, sagte Brandt gestern zur taz.

In Ost-Berlin herrscht, wie berichtet, seit Monaten ein weit schlimmerer Sondermüll-Notstand als in West-Berlin. Die Deponien im Umland hatten die Verträge mit der Stadt gekündigt; bei der Suche nach neuen Deponieplätzen seien die Nachbarbezirke Berlins „wenig kooperativ“, klagte Brandt gegenüber der taz. Auf der Suche nach einem möglichen Zwischenlager mußten zwei andere Standorte wieder von der Liste gestrichen werden. Grund dafür war in einem Fall die Nachbarschaft zu einer Bäckerei, im anderen Fall der fehlende Zugriff auf das Grundstück.

Ein genehmigtes und kontrolliertes Zwischenlager sei eine „bessere Lösung“ als der jetzige Zustand, argumentiert Brandt. Zur Zeit seien die Industriebetriebe gezwungen, Sondermüll auf dem eigenen Firmengelände abzustellen. Die Umweltbehörde kontrolliert seit Wochen, ob der Notstand die Betriebe verführt hat, gefährliche und illegale Lager anzulegen. Nach Brandts Angaben mußten die Kontrolleure bisher aber nur einmal eingreifen. Beim Großhandelsbetrieb „Chemiehandel“ ließ die Umweltbehörde Farben und Lacke abtransportieren. Hintergrund: Seit der Währungsunion nahm der Einzelhandel die DDR-Produkte von „Chemiehandel“ nicht mehr ab.

hmt

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