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Man kommt wieder ins Gepräch

■ Washington will direkte Gespräche mit der pro-vietnamesischen Regierung Hun Sen aufnehmen / Hun Sen und Sihanouk reisen zu Kambodschaverhandlungen nach Jakarta

Jakarta (taz/dpa) - Eine neue Runde von Kambodschagesprächen zwischen den Konfliktparteien im indonesischen Jakarta schien am Donnerstag gerettet zu sein. Sowohl Widerstandsführer, Prinz Norodom Sihanuk, als auch Phnom Penhs Ministerpräsident Hun Sen teilten der indonesischen Regierung in letzter Minute mit, sie würden nun doch zum Friedensdialog kommen.

„Mein Vater hat das Jakarta-Treffen gerettet“, proklamierte Sihanouks Sohn, Prinz Norodom Ranaridh, ungeachtet der Tatsache, daß die Verhandlungen erst durch das bereits notorische „Jakarta-Zaudern“ seines Vaters gefährdet worden waren. Prinz Sihanouk werde nun am Sonntag als Gast des indonesischen Präsidenten Suharto eintreffen, und wenn notwendig zur Verfügung stehen, erklärte Ranaridh, der seinen Vater vertreten soll.

Offen ist nach wie vor der Verhandlungsbeginn. Fest steht immerhin der Verhandlungsgegenstand: der neue Kambodscha -Friedensplan der fünf Ständigen Mitglieder des UNO -Sicherheitsrats. Danach soll bis zu freien Wahlen in Kambodscha von allen vier Parteien ein Oberster Nationalrat gebildet werden, dessen strittige Zusammensetzung in der indonesischen Hauptstadt von neuem ausgehandelt werden soll.

Alle drei Fraktionen der Widerstandskoalition haben dem UN -Plan grundsätzlich zugestimmt. Die Regierung in Phnom Penh widersprach allerdings in einigen Punkten und bezeichnete den Plan vorerst nur als „Diskussionsgrundlage“. Nicht zuletzt deshalb hatte der Quecksilberprinz Sihanouk mit seinem Fernbleiben in Jakarta gedroht. Hun Sens Bedingung, nur dann nach Jakarta zu kommen, wenn sich auch Sihanuk dort einfindet, hatte die Gesprächsvorbereitungen endgültig in eine diplomatische Sackgasse geführt.

Die US-Regierung kündigte gleichwohl am Mittwoch die Aufnahme direkter Kontakte zur der pro-vietnamesischen Regierung in Kambodscha an. Die pro-vietnamesische Regierung Kambodschas solle in ihrer konstruktiven Haltung zum Friedensplan ermutigt werden, begründete Außenminister Baker die Aufnahme von Gesprächen mit Phnom Penh. Die kambodschanische Regierung und Hanoi begrüßten die Initiative, während die Widerstandsgruppe um Sihanouk vorsichtige Zustimmung äußerte. Bereits im Juli hatte Washington einen Schwenk seiner Kambodschapolitik vollzogen und erklärt, die von Sihanouk geführte Koalition nicht länger als legitime UNO-Vertretung Kambodschas anzuerkennen.

sl.

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