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Die Straßenmaler kommen

■ ÖPNV-Konzept geht in die Umsetzungsphase / CDU und FDP dagegen

Ein wenig überrascht von der eigenen Durchsetzungskraft hatten Bausenator Kunick und Innensenator Sakuth gestern kurzfristig zur Pressekonferenz geladen: In einer gemeinsamen Deputationssitzung hatten sie unter Beteiligung ihrer Verkehrsexperten und der Beiräte das längst beschlossene ÖPNV-Konzept in die Umsetzungsphase schicken können - gegen die Stimmen von CDU und FDP, aber mit Unterstützung der Grünen.

Noch im September (Sakuth: „Arbeitsbeginn ist spätestens in der 38. Woche“) sollen die Straßenmaler anrücken, um für Straßenbahn und Busse die Strecke freizuschaffen. In einem ersten Schritt sollen die Gleiskörper der Straßenbahnen und die Fahrspuren der Busse per Schraffierung vom Individual sprich: Autoverkehr befreit werden. Langfristig

werden die noch allzuleicht ignorierbaren Fahrbahnmarkierungen dann durch Hochpflasterung ersetzt, das Straßenbahnnetz ausgebaut. Für das Paket der ersten Maßnahmen nannten die Senatoren gestern rund 11,5 Millionen Mark Kosten.

Bausenator Kunick betonte erneut die „Unverzichtbarkeit“ des Ende letzten Jahres vorgelegten und seitdem heftig diskutierten Konzepts für den öffentlichen Personennahverkehrs: Die Alternative bedeute schließlich, Architektur zu opfern, um die Bedürfnisse des Individualverkehrs zu befriedigen, und das wiederum bedeute: „Bremen stirbt.“

Die Einwände von Anwohnern, Beiräten und Händlern seien berücksichtigt worden, betonten die Verkehrsplaner. Das Kreuzen der Schienen sei nur er

laubt, wo es gar nicht anders möglich ist. An diesen Stellen wurden (zunächst noch nur auf dem Papier) spezielle Abbiegespuren eingerichtet. An besonders befahrenen Kreuzungen sollen Straßenbahnen und Busse mit ihrem speziellen (Infrarot-)Signalsystem die Ampel rechtzeitig auf freie Fahrt schalten. Dieses System werde damit gleichzeitig verhindern, daß der Individualverkehr unnötige Haltephasen aufgezwungen bekommt.

Verabschiedet wurden gestern die Planungen für die Linie 2 und 3 von Sebaldsbrück nach Gröpelingen und für die Linie 1 und 10 von Arsten nach Huckelriede. Für den besonders problematischen Ostertorsteinweg hofft Bausenator Kunick, die Planung im Frühjahr 1991 vorlegen zu können.

ra

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