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Aktion Lindwurm beendet

Nordenham/Bremen (taz/dpa) — Für 1.200 bis 2.000 Bremer SchülerInnen gingen gestern die „Giftgasferien“ zu Ende. Seit dem Tag des ersten Chemiewaffen-Abtransports hatten sie das Angebot des Bremer Bildungssenators genutzt und waren statt zur Schule zu Verwandten und Bekannten aufs Land gefahren — weit weg vom Weg der nächtlichen Giftgaszüge. Doch nachdem am Mittwoch morgen auch der letzte der sieben Züge ohne größere Probleme quer durch die BRD in den Nordseehafen Nordenham gerollt war, mußten die BremerInnen wieder die Schulbank drücken. Für die Bremer Aufregung hatte es außerhalb der engen Landesgrenzen sowieso kaum mehr als ungläubiges Kopfschütteln gegeben. „Ich bin ja schon fast traurig, daß der Rummel vorbei ist“, resümierte gestern zum Beispiel ein Nordenhamer die Tage und Nächte des Giftgastransportes, „endlich war hier mal was los.“ Schließlich war das ganz anders, als die Waffen vor Jahrzehnten ebenfalls über den Nordenhamer Midgard-Hafen an Land gekommen waren. „Mit der Sackkarre“ habe er damals das Zeug weggefahren, berichtete jetzt einer, der damals beim Entladen geholfen hatte. Heute lenkt er die Weserfähre von Bremerhaven nach Nordenham. Und ein anderer „Ehemaliger“ des Giftgasimports erinnerte sich: „Damals wurden in die Waggons bis zu vier Kaninchen gebracht, um feststellen zu können, ob Gas ausströmt. So lief es tatsächlich.“ Heute, so meinte er, würden die Leute durch die vielen Berichte verrückt gemacht. Die beiden mit insgesamt rund 400 Tonnen Giftgas beladenen US- Spezialschiffe „Flickertail State“ und „Gopher State“ sollten gestern abend in Richtung Südpazifik auslaufen, wo sie in 30 bis 50 Tagen auf dem Johnston-Atoll erwartet werden. Welchen Kurs sie dabei nehmen werden, wurde noch nicht bekannt. Morgen wollen Verteidigungsminister Stoltenberg und der US-Oberbefehlshaber in Europa, General Saint den geglückten C-Waffen-Abtransport mit einem „Appell“ vor dem ehemaligen Giftgaslager im rheinland-pfälzischen Clausen öffentlich feiern. Ase

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