piwik no script img

Grüne ins Museum!

■ Buga-Streit: Stadtrat Ost im Clinch mit Ökos West

Berlin. Sollte die für 1995 projektierte Bundesgartenschau wie geplant die innerstädtische grüne Lunge rund um den Tiergarten vergrößern oder im Wuhletal zwischen den Betonwüsten Marzahn und Hellersdorf erblühen? Gras wird über diesen Streit vorerst nicht wachsen. Ein erster Diskussionsversuch zwischen einer Bürgerinitiativlerin West und einem Stadtrat Ost endete entmutigend.

Brieflich warb Sabine Letzner von der BI Südgelände Mitte September bei Clemens Thurmann, dem SPD-Stadtrat für Stadtentwicklung im Magistrat, um Verständnis. Letzner schilderte jahrelange »harte Auseinandersetzungen« für den Erhalt der wilden Natur auf teilungshalber stillgelegten Bahnanlagen. Wenn diese Flächen nun mit dem Buga-Konzept des Senats gesichert würden, biete das eine »einzigartige Entwicklungsperspektive«. Thurmanns Pläne für die Buga Ost dagegen seien »mehr schlecht als recht« zusammengestrickt und überdies mit dem »Ruch des ewig Gestrigen« behaftet.

Sie hoffe doch, schloß Letzner, den Stadtrat »ein wenig nachdenklich gestimmt zu haben«. Dafür gibt es bislang keine Anhaltspunkte. Es sei ihm ja »durchaus verständlich«, antwortete Thurmann am 1. Oktober, daß es ein »schwerer Schlag« sein müsse, »wenn jahrelange Aktivitäten zur ökologischen Optimierung« der Westberliner »Insel« durch den Fall der Mauer hinfällig würden. Daß Letzner es jedoch »für nötig« halte, ihn »deshalb zu beschimpfen«, vernehme er mit »Erstaunen«. Thurmanns Schlußwort läßt alle Hoffnung fahren: »Ein weiteres Eingehen auf Ihre Ausführungen erspare ich mir«, schreibt der Beleidigte, »und werde aus gegebenem Anlaß Ihr Schreiben an das Museum für Deutsche Geschichte weiterleiten.« Zur politischen Kultur wird das nichts beitragen, dafür hofft der Stadtrat auf kulturpolitischen Nutzen. Der Brief könnte nämlich, so Thurmanns Worte, »bei einer zukünftigen Ausstellung« über die Folgen der Wiedervereinigung »als Exponat zum Thema ‘Geistige Verwirrung nach dem Fall der Mauer‚ seinen Platz finden«. hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen