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Vertrauenskrise gefährdet Südafrika

Johannesburg (taz) — Zum ersten Mal seit Beginn des Verhandlungsprozesses im Mai ist in Südafrika ein äußerst kritischer Punkt erreicht. ANC-Vizepräsident Nelson Mandela trat gestern in die Öffentlichkeit und sprach Präsident de Klerk sozusagen das Mißtrauen aus. Andere Krisen sind bisher vor allem aufgrund des persönlichen Kontaktes und gegenseitigen Vertrauens zwischen de Klerk und Mandela überwunden worden. Eine Vertrauenskrise zwischen beiden führenden Verhandlungspartnern könnte den gesamten Prozeß zum Erliegen, wenn nicht gar zum Zusammenbruch bringen.

Konkret wirft der ANC der Regierung vor, Einzelheiten über das Gipfeltreffen zwischen den beiden Parteien am Montag trotz gegenteiliger Abmachungen der Presse zugespielt zu haben. Deshalb veröffentlichte der ANC seinerseits am Donnerstag Auszüge aus einem Dokument, das Mandela bei dem Treffen am Montag de Klerk übergeben hatte.

In dem in der Ich-Form abgefaßten Papier greift Mandela de Klerk an, weil der Präsident sich bisher geweigert hat, eine unabhängige Kommission zur Untersuchung der Hintergründe der Gewaltausbrüche in schwarzen Wohngebieten um Johannesburg in den letzten Wochen anzustellen. Mandela beschwert sich auch über öffentliche Angriffe von Regierungsvertretern gegen seine Person. Verteidigungsminister Generals Magnus Malan habe ihm vorgeworfen, friedliche Verhandlungen nicht zu unterstützen. „Wenn das so ist, dann sollte ich heute nicht an diesem Tisch sitzen“, sagte Mandela.

Der ANC-Vizepräsident sprach auch von der „unerhörten Verunglimpfung“ durch Regierungsmitglieder, die ihm unterstellt haben sollen, die „Operation eiserne Faust“, jene seit Mitte September verhängten verschärften Sicherheitsmaßnahmen in den Townships um Johannesburg unterstützt zu haben. Mandela wirft der Regierung auch vor, weiße Extremisten und Mitglieder des ANC in Gefangenschaft unterschiedlich behandelt zu haben. Die neonazistische burische Widerstandsorganisation AWB habe ein landesweites Netz geheimer Kampfgruppen gegründet. Der Minister für Recht und Ordnung habe dem zugestimmt, solange nur Selbstverteidigung Ziel dieser Gruppen sei. Der ANC werde andererseits ständig angegriffen, weil er selbst noch Untergrundstrukturen habe und zur Selbstverteidigung aufgerufen habe. Hans Brandt

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