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“Kunst ist nicht kalkulierbar“

■ Betr.:“Ja zu mehr Kulturförderung“ taz vom 6.10.90, sowie „Stadtmusikantischer Gesamtaufschrei“,taz vom 8.10.90

Denen, die Gelegenheit hatten,beim „Kulturkampf“-Spektakel dabei zu sein, wird sicher noch lange die wohltuende Atmosphäre gegenseitigen Interesses in Erinnerung bleiben. Was sich bei der Verantstaltung in der — für diese Zwecke sehr gut geeigneten — Eissporthalle gezeigt hat, ist vorallem eines: Die Bremer Kulturszene bezieht eine wesentliche Stärke aus vielfachen geistigen Austausch, ohne den nach allgemeiner Erfahrung keine politische Kultur auskommt. Kunst bedeutet Abbau von Fremdheit und Erweiterung vom Horizont. Sie bezieht ihre Bedeutung aus der Kenntnisnahme und Verarbeitung von Lebensbedingungen, Meinungen und Werthaltungen der Menschen,mit denen sie es zu tun hat. Ihre Qualität als Bildung erwächst aus der Vermittlung von Einblicken in die Hoffungen und Ahnungen unterschiedlicher Kulturen und ihrer Epoche. Daß dennoch nur ca. ein Prozent unserer Steuergelder in die kulturelle Arbeit fließen, hängt vermutlich weniger mit dem Selbstmitleid mancher Akteusen und Akteure zusammen, welche allzu leicht eine Forderung nach Förderung ins Leere laufen läßt. Sondern vielmehr mit dem Sicherheitsdenken vieler politischer Verantwortlicher, denn Kunst ist nicht kalkulierbar

Andre Beßler

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