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De Büffelkopp

Dat Meckelborger Wappendiert is ein Büffel, Oss orrer ok stier, nur kein Kauhkopp nich un hett up jeden Fall HÜrn.

Na Meckelborg wull Bismarck, wenn de Welt ünnergeiht, reisen. Hunnert Johr trügg sünd sei, säd hei.

Dat wier so dumm nich, wiest dat doch, dat wi in Meckelborg, un de Vörpommern nähmen wi gliek mit, ne ganz anner Welt sünd, as disse Rest. Wenn de ünnergahn is, läben wi noch fidel un munter gaut hunnert Johr. Un nu hür tau, wat Fritz Reuter all vör oewer hunnert Johr trügg seggt hett, un ick will hier gor nich up de moegliche Ähnlichkeit von noch läbende Personen verzichten. Hei schrew, dit mal up hochdütsch:

Schöne alte Zeit. Die Innigkeit deiner Beziehung hat der Ausdehnung derselben Platz machen müssen. — Früher wußte ich genau, was Nachbar Schröder zu Mittag aß, und man nahm teil an seinem Mahle, wanns mir schmeckte. — Was kümmert mich jetzt Nachbar Schröder. Jetzt muß ich den Küchenzettel politischer Sudelköche lesen. Aber ich bitte mich nicht bei ihnen zu Gast.

Kann sin, dat wi deshalb länger läben. Fritz Reuter wier jo nich irgendein, sine Böker hebben ne gröttere Uplag as Goethes, un dat giwwt kein Sprak, in de sei nich oewersett sünd.

Wi hier in Meckelborg-Vörpommern sünd würklich anners as de annern, ok wenn de ein Vörpommer mihr Hinterpommer is un männigein Meckelborger ut Sachsen kümmt, so hett uns dat nich kaputt maakt. So as det Friedländer bi Nigenbramborg för gaut hunnertunföfftig Johr de Schallöcker taumuert hebben, hebben sei in Rostock de Gertrudenkirch up denn Schröderplatz un dat öllste Stadtdur mit Dynamit wegsprengt, dormit dat mihr Luft in de Straten giwwt.

Dat wier in de Nutiet, de jo nu ok all wedder Vergangenheit is. Wat de richtige Nutiet angeiht, so hebben wi jo unsen Staatssekretär, Herrn Krause, hatt, de ut Börgerende an de Ostseeküst kümmt un uns mit sin Schlott wiest hett, woans de Wahnkultur sien sall.

Führt man von Süd orrer West na de Ostsee, so kümmt man ümmer na Meckelborg-Vörpommern. Un von Meckelborg-Vörpommern kümmt man ümmer, wenn man na Nurd führt, in de wiede Welt. Also, wi liggen tämlich zentral. Dat beste is, man klattert up den Schweriner Telespargel un kiekt oewer dat Land. Von dor baben süht de Rest so lütt ut. Eigentlich har Schwerin ok Hauptstadt von ganz Dütschland warden künnt.

Wi hebben so ne grote Välfalt. Ob dat de Vörpommer Ernst Moritz Arndt, Caspar David Friedrich, de Lilienthals orrer de Meckelborger John Brinckman, Feldmarschall Blücher, Wolfgang Schnur un Pastor Gauck sünd, so sünd wi nu all un jeder ünner de grote tung von uns Büffel vereinigt.

Dat is man schad, dat de grote Tiet von de Hanse nich ok noch wedderkümmt.

Meckelborg-Vörpommern hett siet denn Dördichjöhrigen Krieg eigentlich ümmer de sülwe Kultur hatt un de Sprak is Plattdütsch wäst. Af un an köm dor up Rügen, in Warnemünn un up Poel n bäten Schwedisch twüschen. Ok de Franzosen mit Napoleon sünd hier wäst — wi hebben sei wedder rutschmäten.

Dat is jo nu interessant, wat naasten ut de Westdütschen ward. De Büffel is uns Symbol, un de Büffel hett Hürn. Un ümmerhen wier Albrecht de Tweite von Meckelborg König von Schweden.

Von uns kümmt noch wat. Jörg Meyer, Rostock

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