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■ NOCH 3351 TAGE BIS ZUM JAHR 2000Showtime in China

Ach, diese Chinesen. Wilddiebe, die ihren geliebten und vom Aussterben bedrohten Pandabären jagen, haben mit der Höchststrafe zu rechnen. Etliche der Pelztierjäger wurden in den vergangenen Jahren gnadenlos hingerichtet. Andererseits werden die Pandas, ebenfalls gnadenlos, für Werbezwecke eingesetzt. Der große Pandabär war z.B. das Maskottchen der Asienspiele. Während der Eröffnungsfeier hieß es dann auch für einige der seltenen Tiere: It's Showtime! Daß Artenschutz im Reich der Mitte ein kompliziertes Thema ist, bewiesen auch ein paar hohe chinesische Beamte, die mit dem Tierschutz beauftragt sind. Sie verdienten sich mit ihren Schutzbefohlenen eine goldene Nase. Die Zeitung 'Ming Pao‘ meldete, in der Tierschutzgesellschaft der Provinz Kanton hätten sich Abgründe aufgetan: Neun Schwarzbären seien im August an First-Class- Restaurants verscherbelt worden, wo sie die Gäste animieren mußten.

Einige der Bären mußten sogar zur Herstellung von Bärentatzensuppe herhalten, deren Genuß im kommunistischen China zwar beliebt, eigentlich aber als Zeichen von Dekadenz gilt. Der florierende Handel mit den Tieren flog Anfang September auf, nachdem einem der Bärensklaven nach wochenlangem Zwangsdienst als Entertainer die Flucht aus einem Restaurant in Kanton gelungen sei. Der etwa 50 Kilo schwere Bär tauchte in einem Stadtpark unter. Doch der Hunger trieb ihn schnell in die nahe gelegenen Wohngebiete. Er wurde dabei beobachtet wie er sich ein Huhn fing und auffraß. Zudem machte sich der Bär des Diebstahls von acht Eiern von einem Balkon schuldig.

300 Polizisten und etliche Spürhunde wurden auf den freiheitsliebenden Räuber angesetzt. Mehrere Schüsse verfehlten ihn jedoch und so kam man auf die Idee eine Bärenfalle zu bauen, womit das Tier schließlich gefangen wurde. Ein chinesischer Reporter berichtete, die kommunistisch gesteuerte Presse von Kanton habe den Vorfall verschwiegen.

Nachdem der Bärenhandel dann doch ans Licht gekommen war, nahmen sich die Tierschützer von Kanton der anderen Bären an und brachten sie in den Zoo von Guangzhou. Es hieß, viele der Tiere hätten nach wochenlangem Vegetieren im Showbusineß kaum noch die Kraft gehabt, zu stehen. Der oben erwähnten Reporter wußte gleich was Sache war. Er erzählte, der Schmuggel von Bären in den Zoo von Guangzhou sei gang und gäbe: „Sie werden dort für Suppe verwendet.“ Karl Wegmann

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