taz-Raumpatrouille: Schwachhauser Villa gefährdet
■ Seit Monaten unbewohnt / Abriß beantragt / Beirat will erhalten
Schwachhausen steht eine neue Abrißgeschichte ins Haus. In der Blumenthalstraße 17, in einem kleinen Dornröschenpark versteckt, steht seit über einem Jahr eine prächtig erhaltene Villa leer. Swimmingpool, Gartenpavillon und Treppenaufgänge sind bereits mit einer dünnen Moosschicht bewachsen. Zwei Goldfische im Teich sind die einzigen Bewohner dieser Idylle. An der Haustür steht noch immer „Heinz Strangemann“, der Name des langjährigen Besitzers der Villa, dem Kaufmann und Seniorchef des Kaufhaus „Lestra“, der seine Geschäfte an die Söhne abgegeben hat.
Dem Beirat kam vor kurzem der Abrißantrag für das Gebäude auf den Tisch. Es soll einem Mehrfamilienhaus weichen. „Wir wollen das Haus auf jeden Fall erhalten“, beteuerte der stellvertretende Ortsamtsleiter Werner Mühl auf Anfrage. Das Haus wurde 1926 für den Bahnhofswirt Adolf Knüppel erbaut. Architekten waren Eeg & Runge, die Erbauer der Biermann-Villa (dem jetzigen Kippenberg-Gymnasium). Das Landesamt für Denkmalpflege spricht sich denn auch für eine Erhaltung aus. Es habe auf entsprechende Briefe an den Besitzer jedoch noch keine Antwort bekommen. Mehr konnte Volkmar Schöning vom Landesamt für Denkmalpflege zu diesem Verfahren, dessen Akte derzeit beim Landesdenkmalpfleger liegt, gestern nicht sagen. Gespräche stünden noch aus. Die unmittelbare Nachbarschaft der Villa steht unterdessen schon seit 1980 unter Denkmalschutz: eine Häuserzeile von Wilhelm Blanke in der Blumenthalstraße und die Senatsgaragen in der Parkstraße um die Ecke.
Heute wird sich übrigens der Senat mit leerstehendem Wohnraum befassen. Denn obwohl ihm mit der „Zweckentfremdungsverordnung“ seit einigen Monaten die Beschlagnahmung gesetzlich möglich ist, ist diese Waffe stumpf: Kein Gericht werde damit in privaten Besitz eingreifen, wenn nicht gleichzeitig sämtliche öffentlichen Liegenschaften ausgeschöpft sind. Deshalb auch mußten obdachlose Asylbewerber in die öffentliche Liegenschaft Bunker eingewiesen werden. ra
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen