: Doch kein Großflughafen Schönefeld?
■ Senats- und Magistratsplaner melden Skepsis an
Berlin. Ein großangelegter Ausbau des Flughafens Schönefeld wird von den Verkehrsplanern von Senat und Magistrat skeptisch gesehen. Das geht aus dem der taz vorliegenden Verkehrsentwicklungsplan für die Region Berlin hervor, der am 8.11. vom Regionalausschuß beschlossen werden soll. Der von der Schönefelder Flughafengesellschaft vorgeschlagene Bau einer dritten Start- und Landebahn südwestlich der Ortschaft Diepensee bringe »nicht zu unterschätzende Probleme mit sich«, heißt es in dem Papier. Durch die »Südverlagerung« entstünden »noch längere Wege« zwischen den neuen Terminals und dem Bahnhof Schönefeld.
Gleichwohl betrachten die Verkehrsplaner den Ausbau offenbar als unverzichtbar. Nach ihren Angaben werden die existierenden Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld selbst mit der neuen Rollbahn eine jährliche Passagierkapazität von lediglich 17 bis 18 Millionen aufweisen. Bis zum Jahr 2005 sei aber mit einem Bedarf von 25 bis 30 Millionen zu rechnen, bis 2010 sogar mit 34 Millionen. Der neue Großflughafen hilft einstweilen wenig. Für ihn veranschlagen die Planer einen »Umsetzungs- Zeithorizont« von 20 bis 25 Jahren.
Nur »geringe Chancen« räumen die Verkehrsbehörden Überlegungen ein, Schönefeld zum neuen Berliner Großflughafen auszubauen. Dies gelte »unter anderem auch im Hinblick auf die Durchsetzbarkeit«. Zu deutsch: Die Planer fürchten Anwohnerproteste. Darüber hinaus wäre von den sächsischen Großstädten Leipzig und Dresden Schönefeld nur sehr schlecht mit der Bahn zu erreichen und deshalb »weniger geeignet«, heißt es. Aus Sicht einer möglichst guten Bahnanbindung des neuen Großflughafens gebühre der »Vorrang« dem Standort in Jüterbog, heißt es weiter. Der von Lufthansa- Chef Ruhnau favorisierte Militärflugplatz in Sperenberg dagegen müßte erst mit neuen Schienenstrecken erschlossen werden.
Neben den Überlegungen zum Flugverkehr und dem autofreundlichen Plädoyer für neue Ringstraßen (siehe Seite 21) bietet das Verkehrsentwicklungskonzept wenig Neues. Ohne Prioritäten aufzustellen, listet der Entwicklungsplan Vorschläge zur Ergänzung der Netze von S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn auf. Darunter sind auch die — von der taz bereits vorgestellten — Pläne der Magistratsplaner für neue U-Bahn-Linien von Hohenschönhausen bis Uhlandstraße sowie von Marzahn nach Moabit. hmt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen