: RADIODAYS
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Obwohl der Komponist Charles Ives ja nicht im strengen Sinne zu den Klassikern gehört, reiht der NDR 3 diesen außergwöhnlichen Musiker in das Klassik-Magazin ein. Sein Beitrag ist dabei das Werk The unanswered question. Die Fans der sogenannten „Ernsten“ Musik können ab 9.10 Uhr natürlich noch manch anderen Ohrenschmaus hören. Um 16.30 Uhr erteilt dann ebenfalls der NDR 3 Siegfried Kracauer das Wort. Seine kritischen Ansichten über Gott und die Welt, vor allem aber über die moderne Gesellschaft, gehen aus der Unmenge gesammelter Schriften hervor. Aus diesem Fundus hat Rainer Rother einige Aufsätze hervorgekramt. Jazz live — damals und heute setzt der DLF seinen HörerInnen heute um 20.10 Uhr vor. Zwei Aufnahmen, die erste 1968 aus Montreux, die zweite 1989 aus Paris, vertonen sozusagen die musikalische Entwicklung des Bill Evans, der in den sechziger Jahren Wesentliches zur Neubelebung der Tradition des Pianotrios beigetragen hat. Zum ersten Mal übernahmen Baß und Schlagzeug auf gleicher Stufe mit dem Klavier die „erste Geige“. Das heute in Paris lebende Joachim Kühn Trio hat diese Formation konsequent weiterentwickelt.
Auch die heutige Ausgabe von Studiozeit, die ab 22.15 Uhr im DLF läuft, dreht sich nur um Musik. Dabei geht's vor allem um das Verschwinden der Trennlinien zwischen „schwarzer“ und „weißer“ Musik. Rainer Blome stellt „Fremdgänger“ vor, die sich seit einiger Zeit über diese Form der Rassentrennung hinwegsetzen: Die weißen Bands „Blue Monkeys“, „Urban Dance Sqad“ oder „Red Hot Chillies“ spielen schwarze Musik mit einer Selbstverständlichkeit, die alle bisher bekannten Grenzen sprengt. Und natürlich gibt's den umgekehrten Fall: Schwarze Musiker in der „weißen Domäne“ Rock, dann „crossover“ genannt. Prominenteste Beispiele: Tina Turner und unser „Prince“.
Vor ziemlich genau zehn Jahren wagten sich einige mutige Aktivisten in ihrem klapprigen Kutter mit Namen „Greenpeace“ ins Nukleartestgebiet der USA auf den Aleuten-Inseln, um dort gegen die Zerstörung der Natur zu protestieren. Angesichts der spektakulären Unternehmen von „Greenpeace-International“ heute scheint dieses Unternehmen ein kleischer Fisch zu sein. Doch irgendwann mußte ja mal angefangen werden. Der hr 2 jedenfalls würdigt diese Organisation zum Jubiläum um 14 Uhr mit einer Sendung.
Armer Scott Fitzgerald. Eigentlich hätte der Schriftsteller des Jazz-Age und Schöpfer des Glamour-Romans The Great Gatsby ein besseres Ende verdient. Doch leider stilsierte ihn „das Leben selbst“ zum Fallbeispiel des Losers. Nach seinem Gatsby-Erfolg war Fitzgerald reich, beliebt, von den Journalisten umschwärmt — bis ihn der „Leichtsinn“ nach Paris trieb. Auch dort ließ er es sich zunächst im Kreise berühmter Kollegen nicht schlecht gehen, doch als der verlorene Sohn 1934 in die USA zurückkam, wollte keiner mehr seine Stories. Am Ende des Abstiegs gab es für den einstigen Star nur noch das Gnadenbrot als Schreiberling in Hollywood und er starb, wie man so sagt, als „gebrochener Mann“ erst 44jährig an einem Herzschlag. Um 18.35 Uhr schickt der Rias 1 ein Porträt des Schriftstellers über den Äther.
Einen „Kursus für Zeitgenossen“ nennt Friedrich Dürrenmatt sein Anfang der fünfziger Jahre entstandenes Hörspiel Nächtliches Gesporäch mit einem verachteten Menschen, das um 22.15 Uhr vom DLF übertragen wird. Dieser Dialog findet zwischen einem Schriftsteller und seinem Henker statt.
Die DDR existiert nicht mehr, Berlin ist geeint, die Mauer verschwunden - und mit ihr der Mythos von der „herrlich kaputten Hauptstadt“. Was aber ist mit denen, die diesen Mythos literarisch mitgeprägt haben? um 21 Uhr beschäftigt sich Walter Filz auf WDR 3 mit den jungen Schriftstellern und ihrer Weltbildstörung.GeHa
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