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Rote Armee verschollen

■ Kein Einsatz an der Kartoffelfront

Hamburg (taz) — Auf Godot wurde gestern morgen im Hamburger Hafen zwar nicht gewartet, aber trotzdem vergeblich. Denn die angekündigten 100 Rotarmisten, die am Schuppen 69 die auf Verladung wartenden Kartoffelberge in die zwei für Leningrad bestimmten Schiffe verstauen sollten, erschienen nicht. Eine Begründung dafür sei von der Roten Armee nicht gegeben worden, so ein Sprecher der Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB). Gab es also doch grundsätzliche Bedenken gegen den Einsatz der Roten Armee westlich der Elbe? Von den zuständigen deutschen Stellen offensichtlich nicht. Denn aus dem Auswärtigen Amt verlautete gestern, daß aus deutscher Sicht gegen einen Einsatz an der Hamburger Kartoffelfront nichts spreche, wenn das beiderseitige Einverständnis vorliege. In Schwerin, wo die zum Schleppen auserwählten Soldaten stationiert sind, waren sogar schon die für einen Arbeitseinsatz formal notwendigen Aufenthaltsgenehmigungen erteilt worden.

Um mit Gorbatschow zu sprechen, bestraft das Leben diese Verzögerung jedoch mit dem vorzeitigen Aus für den geplanten Hamburg-Trip der Rotarmisten. Denn seit gestern rollen bereits Busse aus Schwerin in den Hamburger Hafen. Nur sitzen in ihnen keine sowjetischen Soldaten, sondern Arbeitslose aus dem Neubundesland Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Hamburg hat das fast zweiwöchige Gezeter der GHB Wirkung gezeigt. Man habe jetzt genug Leute, so ein GHB-Sprecher. Und da die sogenannte Umschlagfrist, das heißt der Tag, an dem die Schiffe beladen sein müssen, vom 9. November auf den 15. November verlängert worden sei, werde man nun auch ohne Soldaten auskommen. Kai Fabig

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