: Umweltberatung: Im Osten hui...
■ Während Umweltberatungen im Ostteil der Stadt personell gut dastehen, fehlt's im Westen an vielem
Berlin. »Sisyphus hätte als Umweltberater versagt«, meint Dr. Haenlein vom Verband der Umweltberater. Den griechischen Mythos bemühte er angesichts der Situation der Westberliner Umweltberatungsstellen. Überwiegend von Stadtteilgruppen getragen, sind sie vor der Jahreswende fast alle von der Schließung bedroht. Die meisten von ihnen erhielten vor zwei Jahren ABM-Mittel und Projektförderungen — doch die laufen nun aus. Der Verband der Umweltberater und die Clearingstelle der Stadtteilgruppen luden daher in dieser Woche zu einem Expertenhearing. Umwelt-Staatssekretär Klaus Groth, der Ostberliner Umweltstadtrat Holger Brandt und die Umweltsprecher der Fraktionen von AL, SPD und CDU konnten jedoch kaum Lösungen anbieten.
In den meisten östlichen Stadtbezirken werden zur Zeit Umweltberatungen geplant oder eröffnet. Das ist möglich, weil der Magistrat den neuen Bezirksumweltämtern je 16 Planstellen bewilligte, die häufig mit engagierten Fachleuten besetzt sind. Zum Vergleich: Die westlichen Pendants verfügen meist über drei Mitarbeiter. Personalreserven wären vorhanden. AL-Sprecher Berger verweist auf den Bezirk Charlottenburg, wo man überflüssig gewordene Gesundheitsberater, bisher auf Seuchen und Ungeziefer angesetzt, zu Umweltberatern umwidmet. Auch viele der 56.000 Angestellten in den Ost- Bezirken sind frei für neue Aufgaben. Gerd Thorns von der Clearingstelle gibt zu, daß die Beratung bisher oft nicht richtig koordiniert war und manchmal die Themen nicht die Zielgruppen erreichten. Deshalb streben die freien Trägergruppen Dauerstellen und feste Arbeitsorte für die Berater an. Bezirke und Umweltgruppen sollen sich bei dauerhafter Finanzierung die Arbeit teilen.
Von den Parteienvertretern steht der AL/Bündnis-90-Sprecher diesen Auffassungen am nächsten. SPD- Experte Behrend wünscht erst eine Kosten-Nutzen-Analyse der Umweltberatungen. Volker Hassemer, als Ex-Umweltsenator für die CDU in der Expertenrunde, hält Eigeninitiative der Vereine für verzichtbar. Er möchte sie durch Zuweisung erster Aufgaben an inhaltliche Vorgaben des Senats binden. Im Haushalt '91 wird für Umweltberatung eine Million Mark zur Verfügung stehen, was nach Auffassung der Betroffenen nur einem Bruchteil der bisherigen Aktivitäten das Überleben sichert. Für Groth liegt der Schlüssel zur Verbesserung der Situation bei den Bezirken. Und auf die könne der Senat nur begrenzt Einfluß nehmen. Eine institutionelle Förderung, die im Bereich der Umwelterziehung gut funktioniert, hält er nicht für sinnvoll. Denn, so Groths Erfahrung, die damit gegebene Sicherheit könne leicht Trägheit erzeugen. Konstantin Breyer
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