piwik no script img

Die Berliner Regiermeister landen auf dem Roten Platz

■ Nach dem Fall der Mauer und der Drei-Staaten-Theorie reisen Schwierzomper nun gemeinsam zu politischen Gesprächen nach Moskau

Berlin. Es wird nur eine Stippvisite, wenn auch wieder mal eine historische. Zu einem zweitägigen Besuch bricht morgen das Berliner Bürgermeistergespann, Walter Momper und Tino Schwierzina, nach Moskau auf. Zumindest für die Westberliner Stadtgeschichte eine weitere Premiere, denn ein Regierender Bürgermeister ist noch nie in der sowjetischen Hauptstadt empfangen worden.

Vorgesehen sind neben Spaziergängen über den Roten Platz Treffen mit dem sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse, dem Präsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin, sowie dem Moskauer Oberbürgermeister Popow, der zu den Reformern um Jelzin zählt. Gesprächsthema wird unter anderem die mögliche Ansiedlung von KSZE-Institutionen in Berlin sein.

Walter Momper war bereits im Juli 1989 vom sowjetischen Botschafter nach Moskau eingeladen worden. Der geplante Besuch scheiterte jedoch an statusrechtlichen Unstimmigkeiten: Die Sowjetunion hielt damals noch an ihrer Drei-Staaten-Theorie fest, wonach West-Berlin als eigenes staatliches Gebilde anzusehen war, das nicht von der Bundesrepublik vertreten wird. West- Berlin hatte dagegen seine Zugehörigkeit zum Bund immer wieder betont und bei der Debatte um Moskau- Reisen auch auf einer Begleitung durch einen Vertreter der deutschen Botschaft bestanden, was wiederum das sowjetische Protokoll nicht dulden wollte.

Solche Konflikte haben nach Mauerfall und Vereinigung nur noch Anekdotencharakter. Ein Mittagessen in der deutschen Botschaft ist beim jetzigen Besuch daher ebenso protokollarische Selbstverständlichkeit wie eine Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und am Grab des Bürgerrechtlers Andrej Sacharow. anb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen