■ NOCH 3335 TAGE BIS ZUM JAHR 2000: Der Kampf um die Arterhaltung
Das Weibchen „Old Blue“ hat es geschafft. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes ist eine der seltensten Vogelarten der Welt nicht mehr gefährdet. 1982 hatten auf der kleinen neuseeländischen Insel Chatham noch genau zehn „Chatham-Rotkehlchen“ gelebt, darunter nur ein einziges brütendes Paar — „Old Blue“ und ein Männchen. Wie der neuseeländische Umweltminister Denis Marshall nun stolz verkündete, lebten im Februar schon wieder 119 Rotkehlchen auf Chatham. Etwa 90 von ihnen hätten den neuseeländischen Winter wahrscheinlich überlebt, hofft der Minister.
Ebenfalls stark gefährdet ist die Mönchsrobbe. Ein südfranzösisches Show-Unternehmen, das Meeressäuger vorführt, versucht gerade der streng geschützten Robbe beim Aussterben zu helfen. Die Zirkusleute wollen vor der marokkanischen Küste einige der Tiere fangen. Dies geht aus einer Mitteilung der Organisation „Bellerive Foundation“ in Genf hervor, der Wissenschaftler, Schriftsteller und ehemalige Politiker mehrerer Länder angehören. Das Unternehmen verstößt damit gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen über den Handel mit bedrohten Tieren und Pflanzen. Die Unterwasserunterhalter halten nichts von Negativwerbung, also gaben sie bekannt, sie würden sieben Mönchsrobben zu „Zuchtzwecken“ fangen. Bedroht ist durch die Aktion eine Kolonie, die aus kaum mehr als 25 Tieren besteht. „Mönchsrobben, die in Gefangenschaft gehalten werden, sterben meist nach wenigen Wochen“, erklärte William Johnson von der Bellerive Foundation. Der Bestand der Mittelmeer-Mönchsrobben wird auf weniger als 500 Tiere geschätzt. Mehrere Naturschutzorganisationen haben bei den Regierungen von Marokko und Frankreich heftig gegen das Vorhaben protestiert.
Ein anderer Zuchtversuch trägt hingegen zur Völkerverständigung bei. Um Gorillamann Max in Sachen Liebe auf die Sprünge zu helfen, hat der Zoo von Johannesburg die beiden sowjetischen Gorilladamen Liza und Meta angefordert. Max ist Witwer, vor zwei Jahren verlor er seine Gefährtin, seitdem trauert er um sie. Die Kulturbeauftragte des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Angela Brown, hat inzwischen Meldungen dementiert, der ANC sei gegen die Einreise der Gorillaweibchen aus der UdSSR. „Unsere Forderung nach einem weiterbestehenden Boykott Südafrikas bezieht sich auf Handel, Kultur und Sport, nicht auf die Fortpflanzung“, stellte die Sprecherin klar. Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen