■ KURZMELDER: Akademische Solidarität
Mit dem albanischen Schriftsteller Ismail Kadare solidarisiert sich die Akademie der Künste zu Berlin (Ost), deren Korrespondierendes Mitglied der Autor ist. In einer von ihrem Präsidenten, Heiner Müller, unterzeichneten Erklärung der Akademie vom Mittwoch heißt es:
»Wir haben Kenntnis davon erhalten, daß Ismail Kadare aus Enttäuschung über den stockenden Gang der Demokratisierung seine Heimat verlassen hat und jetzt in Frankreich lebt. Daraufhin, so erfuhren wir, sind seine Bücher aus allen öffentlichen Bibliotheken aussortiert worden.
Als Schriftsteller und Künstler haben wir die Vertreibung des besten deutschen Geistes durch die Macht erlebt. Erinnert sei an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin. Auch in den eben vergangenen Jahrzehnten des gescheiterten >realen Sozialismus< haben viele von uns leidvolle Erfahrungen mit der Zensur gemacht. Deshalb haben wir kein Verständnis für die Anordnung der albanischen Behörden über den Umgang mit Werken ihres bedeutendsten zeitgenössischen Dichters und protestieren dagegen. Wir haben Ismail Kadare als Korrespondierendes Mitglied unserer Akademie gewählt, weil er in seinen Romanen die Vergangenheit seines Landes mit der Aktualität verbindet und wir seine Allegorien und seinen Sinn für Humor schätzen. Wir stellen uns solidarisch an Kadares Seite. Unser Haus steht ihm jederzeit offen; wir würden uns freuen, wenn er die Gelegenheit wahrnähme und sich hier seinen Lesern vorstellte.«
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