: Zum Beispiel: naturreine Teppiche
■ Der Bremer Bauhof und ein Projekt für umweltbewußte Teppichkäufer
Fünf Jahre Bauhof Bremen — das sind auch fünf Jahre Erfahrung mit KundInnen, die aus unterschiedlichsten Gründen biologisch bauen, umbauen oder renovieren wollen. Für sie ist der Bauhof mit seinem Architekturbüro Anlaufstelle für Planung, Materialbeschaffung und Ausführung.
„Vor allem Allergiker kommen immer häufiger zu uns“, berichtet Geschäftsführer Pay Schütte. Da kommen zum Beispiel Eltern, deren Kind auf Hausstaub allergisch reagiert und wollen „eine gesunde Lösung“. Ihnen rät Schütte dann zu Holzfußboden oder Korkparkett. Denn Teppichboden kann zwar auch biologisch sein — doch ob er damit auch für Allergiker geeignet ist, „darüber streiten sich die Geister“, so Schütte. Während kunstfaserhaltige Böden von vielen wegen ihrer elektrostatischen Aufladung abgelehnt werden, finden sich auch bei den Wollböden Negativaspekte: Sie binden den Staub nach Ansicht von Experten in weitaus größerem Maße. Und in Nasenhöhe von Kindern entwickeln sämtliche „Auslegwaren“ einen Staubwirbel.
Zum Thema Teppichboden hat der Bremer Bauhof außerdem von seinem Engagement in einem ganz neuen Projekt zu berichten: Zusammen mit dem Hersteller und anderen Händlern haben sie die Produktion eines Teppichbodens durchgesetzt, der zu 100 Prozent aus Natur besteht. Jede Rolle wird auf Schadstoff-Rückstände hin untersucht und mit den Analysedaten ausgeliefert. Die Labors suchen nach rund einem Dutzend Stoffe, darunter Formaldehyd, Lindan und PCP. Bisher wurden sie nur bei PCP (Pentachlorphenol, krebserregend und erbgutschädigend) fündig: mit durchschnittlich 0,04 mg/kg, für Schütte ein Indiz, wie wenig man sich der Umweltbelastung entziehen kann.
Das Projekt hat strenge Maßstäbe für die auf drei Beinen stehende Teppichproduktion: die Spinnerei sucht sich möglichst unbelastete Wolle auf dem Markt; die Tufterei bringt diese dann auf den Juterücken auf, und spezielle Beschichtungsanlagen verpassen dem Teppich dann seinen Rücken aus Naturlatex — als Alternative zu den PVC-Rücken konventioneller Teppichböden, die künftig übrigens zum Sondermüll erklärt werden sollen. Aber auch als Alternative zu Teppichen, deren Wollschicht auf einen Juterücken mit herkömmlichem Kleber aufgeklebt wird.
Die Baubiologen mußten lange nach einer Firma suchen, die bereit war, eine Anlage zu bauen, die den Naturlatex verarbeitet: Nur in Holland fand sich ein investitionswilliges Unternehmen. Freitags nachmittags, nach der normalen Produktion, läuft dann die Latex-Beschichtung für den Bio-Boden an. Dafür müssen z.B. auch die Sprühanlagen für den Mottenschutz, mit dem konventionelle Böden benebelt werden, abgeschaltet und abgeklebt werden, erläutert Schütte. ra
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