: Raketenabwehr statt Alphajet?
■ OL: Militärflughafen wird bis 1992 aufgegeben / Grüne: Fläche zivil nutzen
Alle wissen es, aber keine will es sagen: Den Fliegerhorst Oldenburg mit der Alpha-Staffel wird es 1992 nicht mehr geben. „Das ist alles noch nicht offiziell“, sagt der Pressesprecher, Major Kögler, in Bonn liegt der Plan noch in der Schublade. Denn der Verteidigungsminister wolle vor der Bundestagswahl keine Standortdiskussion, man rechne mit der offiziellen Bekanntgabe neuen Struktur für die Luftwaffe nach den Wahlen.
Wer es wissen will, kann es sich von Oberst Schad, dem „Commodore“, als dessen „persönliche Meinung“ aber schon sagen lassen. Am Donnerstag abend wollte es die grüne Bundestagsabgeordnete Gertrud Schillig, Mitglied des Verteidigungsausschusses, aus dem berufenen Munde hören. Sie hatte einen Vertreter der Bürgerinitiative der AnwohnerInnen mitgebracht, die unter dem Lärm der ca. 60 Starts und Landungen pro Tag leiden. Die Grünen Oldenburg wollten im Wahlkampf öffentlichwirksam die Frage stellen, was aus dem Militärgelände werden soll, wenn abgerüstet wird. Ihrer Meinung nach, erklärt Detlev Wiese, müßte es eine städtebauliche Ausschreibung geben, er kann sich Wohnbebauung vorstellen, auch Handwerk.
„Die Grünen machen gern einne Laufstrecke daraus“, weiß auch der Pressemann des Fliegerhorstes. Aber „der Bund“ gebe, wenn er mal Flächen hat, die nicht ohne weiters auf. Und auf dem Oldenburger Fliegerhorst gibt es große Hallen, die Landebahn — alles wertvolle Einrichtungen. Ein „Flugabwehr-Raketen-Verband“ (Flarag) könnte auch einziehen, sagt Presseoffizier Kögler, in der Stadtverwaltung gebe es eine Studie über zivile Nutzunngsmöglichkeiten der innerstädtischen Landebahn. Und seiner Ansicht müssen sich auch die ca. 400 Zivilangestellten keine Sorgen machen, daß der Abrüstungsprozeß schnell geht: Die Standortverwaltung in Oldenburg bleibe groß genug, um alle aufzunehmen.
Daß militärische Flächen für zivile Nutzung übergeben werden müssen, wenn die West-Alliierten und auch die sowjetischen Truppen aus Deutschland abziehen, ist aber auch wiederum klar. Alle Kommunen seien angeschrieben, um ihre Vorstellungen für zivil nutzbare Objekte gebeten worden. Auch Oldenburg. K.W.!
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