: SAMSTAG COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVon Harald Keller
PARIS UM MITTERNACHT
Bei den Dreharbeiten zu diesem Thriller trafen sich 1949 zwei Nachwuchstalente. Der eine, Dirk Bogarde, wurde im selben Jahr mit The Blue Lamp zum Star des britischen Kinos, der andere, Co-Regisseur Terence Fisher, erlangte Berühmtheit durch seine Bearbeitungen klassischer Stoffe der phantastischen Literatur. An spannenden Szenen konnte sich Fisher bereits hier erproben. Der Plot: Eine junge Frau kommt anno 1889 mit ihrem Bruder zur Weltausstellung nach Paris. Gemeinsam beziehen sie ein Hotel, doch anderntags ist der Bruder spurlos verschwunden, und niemand will ihn je gesehen haben...
(SAT.1, 14.50 Uhr)
LASSIE
Dieser stromlinienförmige Windkanal-Collie ist mit einiger Sicherheit der älteste Hund der Welt. Während der Kläffer ewig jung bleibt, macht der Alterungsprozeß vor seinem jeweiligen Besitzer nicht halt. Zu meiner Zeit befand sich Lassie in den kindlichen Händen eines gewissen Timmy, geschauspielert von Jon Provost. Der ist heute 41 Jahre alt und verdient in den 1989 gedrehten Folgen sein Gnadenbrot mit der Rolle des guten Onkel Steve.
(RTL plus, 15.50 Uhr)
EIN HERZ UND EINE KRONE
Selbst 1981, als Peter Bogdanovich sie in Sie haben alle gelacht höchst respektvoll und bewundernd in Szene setzte, wirkte Audrey Hepburn, damals 52 Jahre alt, so zerbrechlich, unantastbar und mädchenhaft wie in den meisten ihrer frühen Filme. Sie war die Idealbesetzung für romantische Komödien, aber auch für Thriller wie Warte, bis es dunkel ist, in dem die anscheinend totale Hilflosigkeit des zarten und noch dazu blinden Persönchens angesichts einer mörderischen Bedrohung ausreichte, den ZuschauerInnen den Atem zu rauben. Besser erging es der in Belgien geborenen Tochter irisch-niederländischer Eltern, die ihre Karriere in England begonnen hatte, in diesem Film von 1953 an der Seite Gregory Pecks. Für die Rolle einer abhängigen Prinzessin, die an der Seite eines Klatschjournalisten Rom erobert, erhielt sie einen „Oscar“. Ein Herz und eine Krone ist der erste einer sechsteiligen Reihe mit Audrey-Hepburn-Filmen.
(DFF 2, 20.00 Uhr)
DER NAME DER ROSE
Eine tadellose filmische und beachtliche logistische Leistung war die Kinoversion des Bestsellerromas von Umberto Eco. Gleich vier Autoren stutzten den Folianten des italienischen Semiotikers ohne Substanzverlust auf verfilmbares Format; Jean-Jacques Anaud inszenierte angemessen und ohne Mätzchen, und Sean Connery in der Rolle des klerikalen Meisterdetektivs William von Baskerville ist allein vom Typ her schon ein purer Glücksfall für die Besetzungsliste.
Natürlich gab es auch damals, 1986, am Ausgang des Kinos wieder diesen berüchtigten Dummschwatz zu hören: „Das Buch ist aber ganz anders.“ Zum Glück! entgegnet da der Filmfreund und verweist auf die Kunstform des Hörspiels, die das Lesen erspart, ohne die im Kopf des Hörers bereits vorgefertigten Bilder zu zerstören.
(DFF 1, 21.55 Uhr)
PLATOON
Der Vietnam-Heimkehrer und Absolvent der Filmklasse der New York University Oliver Stone schrieb das Szenario zu diesem Film 1975, noch bevor er in Hollywood mit den Drehbüchern zu Filmen wie Midnight Express oder Scarface reüssierte. In den USA konnte er das auf eigenen Erlebnissen beruhende Werk nicht verfilmen; kein Produzent mochte den Film finanzieren, die US-Army verweigerte jegliche Unterstützung. Erst die englische Firma Hemdale- Productions, in deren Auftrag Stone zuvor Salvador realisiert hatte, stellte ein bescheidenes Budget zur Verfügung.
In beiden Filmen, Salvador wie auch Platoon, nahm Stone eine kritische Haltung ein zur amerikanischen Außenpolitik. In Platoon tat er dies plakativ, in einer einfachen und populären Filmsprache. Das brachte ihm eine negative, mitunter auch feindselige Bewertung durch europäische Kritiker ein. Bei aller berechtigten Kritik an den Vereinfachungen und am Kriegskitsch dieses Films ließen aber viele Skribenten außer acht, daß Stone seinen Film nicht für europäische Intellektuelle, sondern für das amerikanische Kinopublikum gemacht hat. Und das besteht nun mal zum größten Teil aus Kids, die für eine feinsinnige Analyse des Auslandsengagements ihrer Regierung keinen Cent ihres Taschengeldes opfern würden.
(ARD, 22.20 Uhr)
RED, HOT & BLUE
Und noch ein konzentriertes Multimedia-Projekt zugunsten wohltätiger Zwecke. Initiiert hat es der New Yorker Anwalt John Carlin, dessen Kanzlei mit der Verwaltung des Cole-Porter-Nachlasses ein lukratives Mandat besitzt. Carlin „spendierte“ in Absprache mit Porters Erben die Rechte an den Porter-Klassikern, die neu aufgenommen wurden von Stars wie der irischen Ministrantencombo U2, den aseptischen Thompson Twins, Erasure, Lisa Stansfield, Debbie Harry & Iggy Pop, Tom Waits oder Jody Watley, wobei die Künstler ganz unterschiedlich an die Aufgabe herangingen, in klassischem Stil interpretierten oder radikale Bearbeitungen vornahmen. Parallel zu dem Album, auf dem all diese Konversionen erschienen sind, entstanden 16 Videoclips. Beteiligt waren Regisseure wie Jonathan Demme, Jim Jarmusch, Percy Adlon, Wim Wenders, Alex Cox und viele andere.
(West 3, 23.15 Uhr; am Sonntag auf Nord 2, 22.00 Uhr; am Montag auf Hessen 3, 22.30 Uhr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen