■ RADIO DAYS: Mittwoch
Jiri Polak ist tschechoslowakischer Hörfunk- und Fernsehautor und in Sachen „Spitzeleien“ ein kritischer Kenner. In Prag wurde er polizeilich verfolgt und stand bis zu seiner Ausbürgerung 1980 unter Berufsverbot. Für seine Hörparabel Das Glück des Voyeurs, die heute um 20 Uhr beim Rias 1 ihre Ursendung hat, ist ein simpler Statist die Hauptperson: der Kaufhausdetektiv. Er liebt seine Pflichten, Wohlstand und Ordnung gegen das Chaos zu verteidigen. Hier in seinem „Reich“ ist er wer. Endlich. Kann als Gescheiterter von der großen Sache träumen. Beim Verhör einer Parfümdiebin gerät er aus den Fugen und hält den Monolog eines Besessenen. Als die Frau flieht, dreht er völlig durch und verfolgt sie durch die Stadt. Spätestens dann wird klar, daß hier ein einsamer Mensch seinem einzig möglichen Kontakt nachjagt.
Ingomar von Kieseritzky, deutschsprachiger Schriftsteller mit erfreulichem Hang zum Skurrilen hatte mal wieder einen genialen Einfall. Die Struktur seines Hörspiels ist die eines Allerweltswitzes: „Treffen sich ein Champagnerkorken (Marke Tattinger, 1921), das Emmentaler Loch, la plume, der vornehme englische Stinkkäse Stilton, die Klobürste aus dem Ritz, das Toupet des Schauspielers Unger aus Radebuel und ein paar anonyme Präser auf der Müllhalde.“ Um Ordnung in diese „Lebensgemeinschaft“ zu bringen, erzählt jedes Teil Abfall aus einem großen Augenblick seiner Existenz. Schräg, peinlich oder erhaben, alles ist gefragt. Große Augenblicke oder Obskur ist alles oder nichts kommt um 21 Uhr auf hr 2.GeHa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen