■ NOCH 3309 TAGE BIS ZUM JAHR 2000: Ganoven und Rülpser
Oft machen es die Menschen, die auf der falschen Seite des Gesetzes stehen, der Polizei verdammt einfach ihren Job zu tun. In Hamburg z.B. brachen zwei Männer auf recht eigenwillige Weise in einen Kiosk ein, ohne jedoch an den Rückzug zu denken. Die beiden hatten sich auf das Dach des Häuschens gestellt und so lange mit ihren Füßen gestampft bis sie durch die Decke direkt in den Verkaufsraum sausten. Dabei wurde allerdings die Alarmanlage ausgelöst und die Polizei hatte keine Schwierigkeiten die beiden beim Ausstieg einzusammeln. Allzuoft wird den Ganoven auch ihre Gier zum Verhängnis. In Frankfurt wurden zwei Kreditkartenbetrüger festgenommen, die sich in einen regelrechten Kaufrausch hineingesteigert hatten. Wie die Komsum-Zombies latschten die beiden durch die Geschäfte der Stadt und kauften mit ihren geklauten Karten jeden Blödsinn.
Anfänger machen es der Polizei meist besonders leicht. Ein 13jähriger Tscheche klaute letzte Woche seinem Onkel den nagelneuen Skoda. Er unternahm mit dem Wagen eine ausgedehnte Spritztour von mehr als 160 Kilometern. Dann wurde er übermütig. Der Junge versuchte den Wagen auf offener Straße an Passanten zu verkaufen. Nach seiner Verhaftung fragten ihn die erstaunten Beamten, wie zum Teufel er es geschafft habe, auf den eisglatten Straßen eine derartige Strecke unfallfrei zurückzulegen. Der jugendliche Dieb antwortete selbstbewußt: „Ich habe doch Erfahrungen aus meinen jüngeren Jahren.“
Es gibt aber auch immer wieder Witzbolde, die mit den Gesetzeshütern ihr Spielchen treiben. Im Kreis Lincoln im US-Staat Pennsylvania kann es passieren, daß es im Polizeifunk plötzlich aus der Tiefe des Raums rülpst. Der Polizei von Lincoln ist es noch nicht gelungen, einen Ein-Mann-Privatsender ausfindig zu machen, von dem aus der amtliche Funkverkehr empfindlich gestört wird. Manchmal schneuzt sich der Unbekannte nur, sagt Polizeichef Ted Hazard, bisweilen blase er aber auch Melodien, neuerdings (mutmaßlich saisonbedingt) Weihnachtslieder à la „Jingle Bells“ auf einer Kindertrompete. Am liebsten schickt er allerdings seine Bäuerchen über den Polizeifunk. Das verhalf ihm zu dem Spitznamen „Der Rülpser“. Fernmelde-Ingenieure arbeiten schon seit einem Jahr daran, den Rülpser elektronisch festzunageln und ihm das laute Mundwerk zu legen. Bislang vergebens. Es hieß, er rülpse einfach zu kurz, als daß man den Sender lokalisieren könnte. Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen