■ NOCH 3307 TAGE BIS ZUM JAHR 2000: Bissige Kreaturen
Eigentlich sind sie ja zur Erbauung und Zerstreuung des Menschen gedacht, die Haustiere. Leider benimmt sich die versklavte Kreatur aber nicht immer korrekt. Zur Freundschaft gezwungen, halten die lieben Vierbeiner sich meist strikt an die Erziehung, die Herrchen oder Frauchen ihnen angedeihen ließ. So ließ eine 23jährige Frau in Bremen ihren Pit-Bull-Kampfhund bei ihrer Mutter in der Wohnung. Nachbarn hörten kurz darauf die verzweifelten Hilfeschreie der armen Frau und alarmierten die Polizei. Als die Beamten die Tür aufbrachen, stürzte sich der dressierte Hund sofort auf die Uniformierten. Erst nach dem sechsten Schuß brach das Tier zusammen. Die angefressene Frau lag hinter einem Sessel, an einigen Stellen ihres Körpers waren die nackten Knochen zu sehen. Sie schwebt noch in Lebensgefahr; gegen ihre Tochter wurde ein Verfahren wegen schwerer Körperverletzung eingeleitet. Pit Bulls sind wie Mastinos und Neapoletanos besonders aggressive Züchtungen, entsprungen den kranken Gehirnen der Krone der Schöpfung. Die meisten der Killer gehen auf Inzucht zurück. Zur Paarung ausgewählt werden nur Tiere, die sich durch besonders „schlechten“ Charakter und große Brutalität auszeichnen.
Selbst Tiere, die eigentlich nur zum Verzehr gedacht sind, haben die Unverschämtheit aufzumucken. Bei der Generalprobe zu der Wohltätigkeitsgala „Stars in der Manege“ wurde Konstantin Wecker letzten Freitag von einem Schwein gebissen. „Bis gestern mochte ich Schweine sehr gerne“, empörte sich der Liedermacher, „aber gestern hat mich die blöde Sau gebissen.“
Wie die Menschen ihre Mitbewohner zu einem derart unsozialen Verhalten treiben, zeigt besonders anschaulich ein Beispiel aus England. Britische Tierschützer waren darauf aufmerksam geworden, daß die Dobermannhündin des 20jährigen David Hobbs an der Nase blutete und Bißspuren aufwies. Die Tierschützer zeigten den Hundehalter wegen Tierquälerei an. Der junge David stritt die Tat keineswegs ab. Im Gegenteil, er gab freimütig zu, seiner Hundedame des öfteren in die Schnauze gebissen zu haben. Er habe nämlich in einem Buch über Tierhaltung gelesen, es sei eine besonders wirksame Erziehungsmethode, seinen Hund in die Nase zu beißen, erklärte er. Das Gericht konnte sich mit den pädagogischen Maßnahmen der modernen Haustierhaltung nicht anfreunden und verurteilte Mr. Hobbs zu einer Geldstrafe von 100 Pfund. Karl Wegmann
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