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Die Revisionisten blasen

Die Bolschewistische Kurkapelle ist einer von diesen Geheimtips aus dem Osten Berlins, der — da fast jeder Tip inzwischen seine Glaubwürdigkeit verloren hat — nüchtern betrachtetet, eher eine nette Empfehlung für die Freunde unterhaltsamer Blasmusik ist. 1986 gegründet, beschloß die zwischen 12 und 20 Frau/Mann starke Formation, um sich von den Lausitzer oder Oberkrainer Kollegen zu unterscheiden, nicht dem völkisch-deutschem oder böhmischen, sondern dem revolutionär-proletarischen Liedgut die Treue zu schwören.

Doch in dieses Horn blies schon das Blasorchester der Nationalen Volksarmee und das des Ministerium für Staatssicherheit, zuweilen unterstützt vom Chor der Berliner Arbeiterveteranen. Also »Was tun«? — »Was bleibt«? — Man sektiert nach links außen und hängt sich ein Schwarz/Rot an. So stehen die Menschen in Leder und FNLN-Tüchern mit ihren Holz- und Blechblasinstrumenten auf der Bühne, doch wo bei anderen Heino oder Ernst Busch aus dem Vorhang taumeln, ist es hier Jürgen Kuttner. Der hatte, je nach politischer Wetterlage und ohne Sonnenbrille, Titel wie »Lob des Lernens«, »Linker Marsch« oder »Vom Lied Vom Berge Kum-Gau-Sau« anzumoderieren.

Das war einmal spannend, doch läuft heute Gefahr, dorthin zu rutschen, wo Pappnasen und Büttenredner nicht weit sind, was auch nicht weiter tragisch, wenn genug Bier im Hause ist. Noch aber bleibt die Hoffnung, daß es auch diesen Bolschewisten wieder gelingt, den wahren Feind zu erkennen, und nicht — take Gysi — die Posaunen allein als Rasierspiegel zu benutzen. E. H. (Foto: Susanne Schleyer)

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