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Das Stiefkind des vereinigten Berlin

■ Früher galt Marzahn als »Kind des Sozialismus«

Früher nannte man den Stadtteil das »Kind des Sozialismus«, das die Zukunft der Republik in sich trage. Heute ist der Ostberliner Bezirk Marzahn eher ein Stiefkind des wiedervereinigten Groß-Berlin. Zwölf Jahre jung ist diese Vor- Stadt, in der heute rund 170.000 Menschen wohnen. Die katastrophale Wohnungsnot der sechziger Jahre war der Hintergrund für das wohl ehrgeizigste Projekt der realsozialistischen Wohnungsbaupolitik. Architekten, Stadtplaner, Bauingenieure und bildende Künstler waren an der Planung dieses zusammenhängenden »Stadtorganismus« beteiligt. Die Verwendung von drei unterschiedlichen Typen von Wohnblocks und die fabrikmäßige Fertigung der Plattenbauten sollte eine hohe Effizienz beim Bau ermöglichen.

In wiederkehrender Abfolge sind einem Komplex von durchschnittlich neun- bis elfgeschossigen Wohnblöcken ein zentrales Einkaufszentrum, Schule, Kinderkrippe und Grünflächen mit Sportanlagen beigeordnet. Die entstehende »industrielle Wohnkultur« war auf die werktätige Bevölkerung, in der beide Elternteile vollzeitig arbeiten, zugeschnitten.

Im Unterschied zu westlichen Trabantenstädten zählten die Einwohner von Marzahn, die neben der Warteschlange von mehreren Jahren auch eine sozialistische Gesinnung für den Erhalt einer Wohnung vorzuweisen hatten, zur mittleren und gehobenen Angestelltenschicht in den Betrieben, den Verwaltungen oder den Ministerien. Entsprechend eklatant sind in Marzahn die Folgen der »Wende« zu sehen, nicht nur in den hohen Arbeitslosenziffern, sondern auch psychisch als Verlust der sozialen und politischen Indentitäten.

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