: Späne aus der Filmschreinerei
■ Abfälliges und sonst Erübrigtes aus der Produktion der Fehrfeld-Filmstudios
hierhin den
Fensterblick
auf die
Straße
Die Tüte als Leinwand: Hoffmann-InstallationFoto: Oberheide
Jetzt können wir einmal in einer richtigen Galerie die Späne sehen, die in den berüchtigten Fehrfeld-Studios immer fallen beim Filme-Hobeln. Die Leute um Ali Eichelbach und Achim Hoffmann haben sich, so darf man sagen, nach dem subversiven filmischen Untertagewerk feierabends noch allerlei Nebenverdienste erworben um Malerei, Skizzierkunst, Bastlertum und sonstige Komik.
Für das Ausstellen dieser Bilder und Objekte muß man eine Galerie in der Neustadt loben, die leider ganz unaussprechlich heißt, nämlich: Verein zur Förderung der manuellen Druckgrafik, aber lassen Sie sich von sowas nicht scheuchen.
Gilbert Wolter, sonst ein Darsteller in vielen Fehrfeld-Kurzfilmen, ist, wenn er die Leinwand benutzt, ein Erzähler buntcremiger Geschichten. Einer, dem, infolge übervollen Herzens, der Farbtopf übergeht. In dschungulösen, strichzeichenbestreuten Wirr- und Warrwelten weilen Figuren, besser: pastellige Figuren- Codes, selber rosige Rätsel, und kurzweilig zu entziffern. Selbst die eher abstrakten Bilder sind Geschichten, bloß im Zustand des Ausdenkens.
Miriam Wurster zeigt, was sie in Bremen und anderenteils in New York direkt draußen vor Ort ins mitgebrachte Linol geschnitten hat: Straßen-, Häuser- und Flußbilder. Es sind Synthesen von Vegetation und Architektur: selbst die in den Städten regierende Großgeometrie wird da weich vor dem Schnitzmesser.
Marie S. Ueltzen, auch sie eine beliebte Fehrfeld-Schauspielerin, macht große, knallfarbene Schreckbilder. Der Pinguinschlachter ist ein dixischer Speckhals und hat vor sich drei dieser Oberpossier-Tierchen, gestopft und zugenäht. Auf anderen Bildern sehen wir einen Mann mit Gummipuppe, eine Alles verschlingende Frau und sonstige dreifach destillierte Gier. Alles sehr einfach; es sind, gemalt in einer Art flächigem ABC-Fibel- Pop, sozusagen Periodentafeln der Seelen-Elemente.
Bettina Schwarberg hat schöne wirbelstrichlige Skizzen gemacht vom Vieh in vielen hominiden Posen: Hunde, Katzen, schwerpunktmäßig Elefanten. Von Hans-Joachim Hoffmann sehen wir lustige Projektoren laufen, deren Filme in kreuz- und queren Schleifen über Rollen durch den Raum gespannt sind; und Ali Eichelbach hat eine riesige Laterna magica gebastelt, ein Speichenrad, zwofünfzig hoch. Im Drehen sieht man durch „Felgen“- Schlitze illusorisch die Hände durch den Raum wirbeln, die Eichelbach serienmäßig im Rad innen befestigt hat. Es sind in Wirklichkeit Gummihandschuhe, mit Hohlraum-Schaum gefüllt. Manfred Dworschak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen