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Schlachtpläne für den Campus

■ Konservative im Aufwind an den Colleges

Kent, Ohio (taz) — In Zimmer 314 des Studentenzentrums der Kent State University wird an diesem Abend die Befreiung Kuwaits vorbereitet.

Neun Mitglieder der republikanischen Studentenvereinigung, die sich für die Daür des Golfkrieges zur Gruppe „Students United for the Liberation of Kuwait“ zusammengeschlossen haben, halten an diesem Mittwoch abend ihren wöchentlichen Kriegsrat.

Doch vor der Befreiung der Emirs muß erst noch der Gegner auf dem Campus aus dem Felde geschlagen werden: die Leute vom „Progressiven Studenten-Netzwerk“ (PSN), die sich jetzt „Students United Against War“ nennen.

Die 25.000 Studenten der Kent State University sind über den Golfkrieg genauso gespalten wie der Rest der Bevölkerung. Die Zeiten jedenfalls, da die Universität des US-Bundesstaates Ohio als Zentrum linken Revoluzzertums galt — die Universität erlangte am 4. Mai 1970 traurige Berühmtheit, als die Nationalgarde beim Vorgehen gegen eine Anti-Vietnamkriegs-Demonstration auf dem Campus 4 Studenten erschoß —, diese Zeiten sind endgültig vorbei. Heute scheinen es weniger die linken Gruppen zu sein, die auf den Zug jeder Befreiungsbewegung aufzuspringen suchen; nein, in diesen Tagen sind es die Konservativen, die sich andernorts als Befreier unterdrückter Völker aufspielen.

Voller Begeisterung lesen sich Lisa, Shaun, Eric und die übrigen „College Republicans“ zum Beginn ihrer Sitzung gegenseitig Sätze aus einem Artikel der Universitätszeitung vor.

Der Gegner vom PSN, steht da geschrieben, sei desorganisiert und habe dadurch unter den Studenten an Unterstützung eingebüßt. Statt 200 Studenten wie vor dem 16. Januar kämen jetzt nur noch 60 Interessierte zum Treffen der Kriegsgegner. „Seht ihr“, triumphiert Eric in seinem weißen Tennispullover, „unsere Aufklärungsarbeit zahlt sich aus.“

Für den 9. Februar planen sie bereits die nächste „Pro America Demo“ auf dem Campus, die allerdings unglücklicherweise mit dem alljährlichen Folkfestival zusammenfällt. 1.000 Leute, die mit Ausnahme der auftretenden Blue Grass Bands alle „links von der Mitte“ seien, so rümpft Shaun die Nase, „da müssen wir aufpassen, daß sie uns nicht das Rampenlicht stehlen und unsere Demo stören“.

Spione aus dem feindlichen Lager berichten von Sabotageplänen und Gegenaktionen. Die Kriegsgegner wollen den Schnee blutrot färben, ihre „Guerilla Theatergruppe vorbeischicken und zerstückelte Barbie-Puppen verteilen.“

Häßlich und respektlos, findet Lisa, die keineswegs das Kind reicher Eltern ist, wie sie betont, sondern sich ihr Studium als stolze Reservistin der US-Armee verdient.

Der Wirkung auf die eingeladenen Reporter aus Washington ist man sich nach den jüngsten Erfahrungen mit den Medien sicher. Während sich die linken Studenten über die mediale Abhandlung ihrer Proteste in immer gleichen 10-Sekunden-Spots beschweren — „die bringen ja die Demos in Deutschland noch vor unseren eigenen“ —, können sich die Konservativen über ihre Presse nicht beklagen. Wenn sie mit 30 Leuten gegen mehrere tausend Kriegsgegner auftreten, werden beide Gruppen meist gleich behandelt.

„Und wenn die Kriegsgegner unsere Veranstaltung stören sollten“, rät Lisa ihren Jungrepublikanern ganz selbstbewußt, „dann singen wir eben die Nationalhymne und schwenken unsere Sternenbanner. Das kommt doch viel besser rüber als die abgerissenen Glieder blutüberströmter Barbie-Puppen.“ Rolf Paasch

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